Ertrinken


Was dabei genau passiert:

Beim Untertauchen unter Wasser hält das Opfer den Atem an. Das schafft man etwa 1 Minute. Dann sorgt ein Reflex für zwanghafte Atembewegungen. Dadurch wird Wasser in die Lunge aufgenommen. Nach 2 Minuten tritt ein Krampfstadium mit Zwerchfellzittern und Stimmritzenkrampf ein. Jetzt ist keine Atmung mehr möglich. Tod nach 3-5 Minuten.

Der gute Schwimmer (der Nichtschwimmer mit Schwimmweste, der ohnmächtige Schwimmer mit ohnmacht-sicherer Schwimmweste) bleiben zuerst an der Wasseroberfläche. Dabei droht aber ebenfalls die Aufnahme von Wasser in die Lunge durch brechende Wellen und durch Gischt (z.B. bei Sturm oder bei Starkwind in Stromgewässern).

Bei der Aufnahme von Wasser in die Lunge verbindet sich die Atemluft mit dem Wasser und bildet Schaum in der Lunge. Die Lungenbläschen fallen zusammen und es entsteht akuter Sauerstoffmangel. Je ausgeprägter dieser ist und je länger er andauert, desto mehr werden insbesondere Hirn, Herz und Lunge geschädigt. Schock und Tod sind die mögliche Folge.

"Sekundäres Ertrinken" durch Lungenödem noch bis 48 Stunden nach dem Unfall möglich. --> Intensivstation!

Unterkühlung

Aber auch ohne Wasseraufnahme in die Lunge droht Lebensgefahr. Nämlich durch Unterkühlung. Wenn die Wassertemperatur unter 25 Grad ist, reicht die Wärmeproduktion des Organismus nicht aus, um die notwendige Körpertemperatur zu erhalten. Sie sinkt umso schneller, je niedriger die Wassertemperatur ist. Sie sinkt immer tiefer, je länger das Opfer im Wasser liegt. Sinkt die Körpertemperatur unter 33 Grad, ist der Zustand lebensbedrohlich. Bei 30 Grad wird das Opfer bewusstlos. Bei weiterer Unterkühlung folgen Schock und Tod.

Der Körper zieht durch Gefässverengung das Blut aus der Peripherie in den Kern zurück. Dadurch werden die lebenswichtigen Organe warm gehalten und weitere Auskühlung wird verzögert. Dabei bilden sich zwei Bereiche: der warme Körperkern und die kalte Schale. Wichtig: das Blut aus den beiden Bereichen darf nicht (z.B. durch Bewegung, Aufstehen, Massage etc.) vermischt werden. Sonst tritt sofortiger Tod ein.

Unterkühlte sind Schwerverletzte!

Tabelle Überlebenszeit in kaltem Wasser

Verhalten in kaltem Wasser

(Ausnahme bei Nacht wenn:
1. eine Blitzboje hinterhergeworfen wurde und
2. diese in der Nähe schwimmt und
3. nicht vom Wind vertrieben wird, oder gar am Schiff festgebunden ist
dann, und nur dann, zu ihr hinschwimmen und daran festhalten. Aber bei Nacht fällt man sowieso besser nicht von Bord, da die Überlebenswahrscheinlichkeit äusserst gering ist. Meistens wird man in der Dunkelheit nicht mehr gefunden.)

schnelle Bergung

ist entscheidend lebensrettend!

bei kalten Wassertemperaturen ist die Wärmeleitung im Wasser 23 mal höher als in der Luft. Der Körper kühlt folglich viel schneller aus.

Lebensgefahr:

sonst vermischt sich das kalte Blut aus der Peripherie mit dem warmen Blut im Körperkern und der Patient ist tot.

Sofortmassnahmen

bei Atemstillstand:

bei Herzstillstand:

wenn bewusstlos:

Lebensgefahr bei Unterkühlung!

Erwärmen des Unterkühlten

Die Körper-Kerntemperatur muss erhalten und schnell erhöht werden.
Ist die Körpertemperatur unter 33 Grad, ist der Zustand lebensbedrohlich.
schnell erwärmen:

nach der Bergung

sofort in Spezialklinik:
Unterkühlte und Beinahe-Ertrunkene sind Schwerst-Verletzte und müssen auf schnellstem Weg (Helikopter) in eine Spezialklinik.

24 Stunden beobachten:
Auch scheinbar beschwerdefreie Patienten können nach Wasseraufnahme in die Lunge und nach Unterkühlung plötzlich schwere Komplikationen entwickeln. Auch noch nach Stunden! Deshalb muss der Patient mindestens 24 Stunden intensiv beobachtet werden.

Panik

Panik macht koordiniertes Handeln unmöglich und kann eine fatale Kette von Fehlhandlungen verursachen. Abläufe, die nicht verinnerlicht sind und nicht zuvor realistisch geübt wurden, werden in Panik mit höchster Wahrscheinlichkeit falsch, unvollständig oder gar nicht genutzt.

Deshalb ist das für die Prüfung gelernte MOB in keinster Weise für den Ernstfall ausreichend! Die Skipper-Ausbildung muss unbedingt durch reale Bergemanöver und Unterricht über medizinische Massnahmen ergänzt werden.



Life-Belt ist immer besser...

Markus Bärlocher

 


© Markus Bärlocher  Tel:  (0049) 09155-1715

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