"Nichtstun ist nicht cool"

45 Neuntklässer, 29 davon mit bestandenem Quali, verabschieden sich von der Kunigunden-Hauptschule. Foto: Moritz
LAUF (mm) - Lob für ihre erfolgreich absolvierte Schulzeit durften die Abschlussschüler der Laufer Kunigunden-Hauptschule entgegennehmen, sie mussten sich aber auch die deutliche Mahnung anhören, dass sie sich weiterhin - und vielleicht sogar noch mehr als bisher - anstrengen müssen. 44 von 45 Neuntklässern hatten sich zur Quali-Prüfung angemeldet, 29 haben sie bestanden.
Die betrüblichste Meldung für Rektorin Isolde Helm, für die diese Schulschlussfeier die letzte vor ihrem Eintritt in den Ruhestand war: Nur zwölf der insgesamt 45 Schüler haben einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. "Daran sieht man, dass der Lehrstellenpakt zwischen Politik und Wirtschaft wohl doch nicht so gut funktioniert." Immerhin 15 Schüler streben aber die mittlere Reife an und werden daher im nächsten Schuljahr die M10 oder eine Wirtschaftsschule besuchen. Einige wechseln auf die Berufsschule beziehungsweise ins Berufsgrundschuljahr (BGJ) oder Berufsvorbereitungsjahr (BVJ), sehr viele wollen die neunte Klasse noch einmal wiederholen, um dann nächstes Jahr einen neuen Anlauf auf den Quali zu starten.
Diejenigen, die gleich ihre Ausbildung beginnen, wollen Anlagen- und Maschinenführer werden, zahnmedizinische Fachangestellte, Zerspannungsmechaniker, Kaufmann für Lagerwirtschaft, Industriemechaniker, Dachdecker, (Zahn-)Arzthelferin, Bäckerei- sowie Metzgereifachverkäuferin. Die besten Zeugnisse hatten - entgegen dem Pisa-Ergebnis, dass Mädchen die besseren Schüler seien - drei Jungs. Andreas Faroß, Christian Krodel und Florian Wießmeyer erreichten alle drei den identischen Schnitt von 2,16. CSU-Fraktionsvorsitzender Rainer Deuerlein, der in Vertretung von Bürgermeister Rüdiger Pompl zu der Feier gekommen war, überreichte ihnen je ein Geschenk.
Von 24 externen Prüflingen, die von Gymnasium, Realschule, Montessorischule und anderen Schulen kamen, durften sich 15 über den bestandenen Quali freuen. In ihrer Abschlussrede machte Rektorin Helm anhand einer Fabel deutlich, dass es bei der derzeitigen Lehrstellensituation vielleicht gar nichts schadet, wenn man ein bisschen taub ist. Viele ließen sich von Mitleid und Unkenrufen verrückt machen und gäben vorzeitig auf. Es genüge jedoch auch nicht, einfach nur daran zu glauben, dass man eine Chance habe. Man müsse sich auch mit ganzer Kraft und großer Ausdauer für sein Ziel einsetzen. "Nutzt eure Fähigkeiten, seid höflich und aufgeschlossen und versucht einen guten Eindruck zu machen, auch im Hinblick auf euer Äußeres", rief Helm den Schülern zu. Und: "Lasst euch nicht einreden, dass Nichtstun cool ist, es geht um eure persönliche Zukunft!"
Auch Stadtrat Rainer Deuerlein, selbst wenn er die Leistungen der Jugendlichen während der Schulzeit ausdrücklich würdigte ("Schule ist kein harmloser Probelauf fürs Leben, sie ist das Leben"), sprach den Schulabgängern - und nicht nur ihnen - ins Gewissen: "Wir alle müssen wieder mehr Leistung zeigen. Wir neigen dazu, zu viel zu jammern und der Freizeit einen zu hohen Stellenwert einzuräumen." Bei aller Anstrengung solle man jedoch auch seine Träume nicht vergessen.
Natürlich blieben auch die Lehrer bei der Entlassfeier nicht ungeschoren. In einer auf vier Sprecher aufgeteilten Rede bekamen sie von den Schülern, mit einem freundlichen Augenzwinkern, ihr Fett ab. Da wurde vom für die Schülerschaft sehr praktischen Stöckelschuhklappern von Rektorin Helm berichtet, das schon Minuten vorher vor dem Sich-Nähern der Autorität warnte. Sabine Mecklenburgs Verstand wurde mit einem Schweizer Messer verglichen und bei Sportlehrerin Jutta Lohrey hatten die Jugendlichen beobachtet, dass deren Sportlichkeit sich bis in die Fingerspitzen erstreckt, weil sie während der Abschlussfahrt "wie eine Maschine" strickte. "Aber schäi war's scho und die Lehrer ham aa basst", meinten sie versöhnlich zum Schluss und überreichten ihren Klasslehrern Peter Leibl (9a) und Gernot Schiele (9b) je ein Geschenk.
Dirigentin und Animateurin Vor allem ihre Qualitäten als Dirigentin und Animateurin bewies Sabine Mecklenburg, die nach diesem Schuljahr ebenfalls in den Ruhestand geht, noch einmal bei dieser Abschlussfeier. Sowohl dem Schulchor, der von ehemals über 40 auf nur mehr 13 Schüler geschrumpft ist, entlockte sie einen angemessen vollbrüstigen Gesang als auch den vereinten Neuntklässern, die ihr Abschlusslied "Heal the World" mehr als zaghaft begannen. Beim dritten Refrain, nachdem Mecklenburg durch vollen Körpereinsatz einiges an Schweiß vergossen hatte, konnte man den Schülern die Botschaft durchaus abnehmen ...
Eine Bereicherung zum angenehm kurzen offiziellen Teil waren auch die Stücke der Lehrerband. Gernot Schiele brillierte mit seinen "dirty notes" auf der Posaune und mit einem fast täuschend echten Louis-Armstrong-Gesang. Nicht zuletzt dem Elternbeirat war es schließlich zu verdanken, dass man sich im inoffiziellen Teil nicht nur gut unterhalten, sondern sich auch bestens verköstigen konnte.
Abschlussschüler 9a:
Christian Bernet, Daniela Birle, Maximilian Büttner, Christoph Eismann, Melanie Friedel, Corina Gola, Florian Haller, Sarah Hüppelshäuser, Isabell Kästner, Katharina Kirschner, Andreas Löhr, Melanie Mayer, Jonathan Nestler, Patrick Pfister, Anna-Maria Preller, Loraine Reitter, Sabrina Rutz, Vanessa Sendlbeck, Michael Stretz, Jens Volkert, Kristina Volkert, Florian Wießmeyer und Ekaterin Zaimidou.
Abschlussschüler 9b:
Johann Bachmann, Pasqual Burg, Tobias Dürrer, Andreas Ehret, Andreas Faroß, Florian Friedewald, Dana Gottschalk, Marina Graßler, Daniel Grunewald, Mandy Hagerer, Nicola Heyder, Christian Krodel, Ludwig Meysel, André-Pascal Mrkos, Alisa Puchalski, Sandra Regelein, Christina Rögner, Thomas Rupprecht, Benjamin Stelzer, Sandra Tytko, Johanna Wehner und Roman Zinar.
22.7.2005 17:11 MEZ
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