Die Altstadtfreunde Hersbruck in der 
Ausgabe 2000 Titel Untertitel
  •  Dienstag, 4. Januar
  • Hersbrucker Altstadtfreunde haben im Jahr 2000 ein vielseitiges Programm zum Thema "Mühlen an der Pegnitz" Alte Wasserräder: 
    Symbole aus Holz und Eisen
  • Donnerstag, 27. Januar 
  • Bei den Altstadtfreunden hielt Heinz Bauer einen Diavortrag über die von Wasserkraft getriebenen "Maschinen" Verbundsystem speiste die Hersbrucker Mühlen
  • Donnerstag, 30. März
  • Altstadtfreunde trafen Müllermeister Georg Pürner Der Thalheimer erzählte aus der Hoch-Zeit seines Berufsstandes
  • Sa./Sonntag, 1./2. April
  • Aktuelles Interview Denkmalschutz um jeden Preis ?
  • Donnerstag, 13. April
  • Die Altstadtfreunde ließen das Jahr Revue passieren „Lotterie war Erfolg“
  • Donnerstag, 4. Mai
  • Altstadtfreunde freuen sich über Stadtmauersanierung Dank an die Losekäufer
  • Sa./Sonntag, 17/18. Juni
  • Die  Hersbrucker Altstadtfreunde unternahmen im Rahmen ihres Jahresprogramms eine Fahrt an die Saale In weinrotem Mantel ging es zum Märchendom
  • Sa./Sonntag, 1./2. Juli
  • Exkursion der Hersbrucker Altstadtfreunde mit Mühlenbesichtigung in Enzendorf Gottverlassene Mühle an der Pegnitz 
  • Sa./Sonntag, 5./6. August
  • Hersbrucker Altstadtfreunde besichtigten Schlossmühle Das Mühlrad steht still 
  • Mittwoch, 9. August
  • Teilstück der mittelalterlichen Befestigungsanlage zwischen Wildzirkelturm und Spitaltor wird begehbar gemacht Stadtmauer soll zum Museumsfest fertig sein
  • Montag, 18. September 
  • Hersbrucker Arbeitskreis Stadtfeiern 2000 hat den ersten Abschnitt der Hersbrucker Stadtmauer für die Öffentlichkeit freigegeben  Bürger können Teil des historischen Wehrgang begehen
  • Montag, 24. Oktober 2000
  • Die Altstadtfreunde sahen sich mindestens 600 Jahre alte Mühle in Offenhausen an Besuch der Mahlstube war Höhepunkt
  • Freitag, 8. Dezember 2000
  • Altstadtfreunde besuchten Industriemuseum in Lauf Stadt der Wasserräder
  • Sa./Sonntag, 23./24. Dezember 
  • Kultur in Kürze  Matinee im Turm


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    Dienstag, 4. Januar 2000

    Hersbrucker Altstadtfreunde haben im Jahr 2000 ein vielseitiges Programm zum Thema 
    "Mühlen an der Pegnitz"

    Alte Wasserräder: Symbole aus Holz und Eisen

    Verein setzt sich mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Mühlen auseinander -
    - Eigener Beitrag zum Museumsfest geplant

    HERSBRUCK (egr) - "Klappern gehört zum Handwerk" sagt ein altes Sprichwort, und mit einem klappernden Handwerk befassen sich die Alt stadtfreunde Hersbruck im Jahr 2000: "Mühlen an der Pegnitz" heißt das spannende Programm, das Interessierten von Januar bis Dezember Einblicke in Kunst und Kultur rund um die Wasserräder verspricht. Damit und mit einer Beteiligung am Museumsfest im Septemberwill der Verein an die letztjährigen Erfolge anknüpfen, die spätestens mit dem Losverkauf  zugunsten der Stadtmauersanierung in den Blickpunkt gerückt sind.
    Die Räder der Gewürzmühle sind alterschwach. Die Altstadtfreunde drängen auf sanierung. Foto: T: Kohl
    "Hersbrucks Mühlen gehören zum Ursprung unserer Stadt", schreibt Vorsitzender Christian Breu im Vorspann zum 2000er Programm. In den 50er Jahren bereits totgesagt, seien sie heute ein Symbol für die Sorge um Vergangenheit und Zukunft. Gerne hätte der Verein die großen Räder an der Gewürzmühle saniert gesehen, doch die Verhandlungen mit dem Mühlenbesitzer sind ins Stocken geraten. "Vielleicht wissen wir bis zur Hauptversammlung mehr", hofft Breu.

    Doch schon vor diesem Termin (10. März, 20 Uhr im Gasthaus Plärrer) widmen sich die Mitglieder dem "interessanten und brisanten" Thema. Am 10. Januar  (20 Uhr im Gasthaus "Zur Glocke") liefert Heinz Bauer mit einem fotografischen Blick zurück eine Zusammenschau über die Entwicklung der Mühlen.

    Leibhaftiger Müller erzählt 

    Einen Monat später, am 14. Februar, wird beim Stammtisch-Treffen ein Leibhaftiger Müller von seinem Beruf erzählen. Im Frühling (April/Mai) ist dazu eine mehrtägige Exkursion zu den Mühlen der Saale geplant. Am 10. April steht ein Altstadtspaziergang im Kalender, der zu den oberen Mühlen Hersbrucks führt (Treffpunkt 18.30 Uhr vor dem Gänsturm). Vor dem Sommerfest am 10. Juli wird noch die Schlossmühle besichtigt.

    Weiter hinauf ins Pegnitztal geht es im Juni: Die Harnbach- und die Gries- mühle sind Anlaufstationen (5. Juni).  Die Offenhausener Hundsmühle und die Engelthaler Mühle werden am 11. September in Augenschein genommen. Am 9. Oktober erfahren die Altstadtfreunde Näheres über die Mühlentechnik im Läufer Industriemuseum. Schwarze Kunst oder Scharlatanen? Beim Vortrag am 13. November gewinnen die Besucher Einblick in die soziale Stellung des Müllers in früheren Zeiten, über seine Rechte, Pflichten und Brauchtum. Welche Rolle die Mühle in der Literatur spielt, zeigen die Altstadtfreunde am 26. November auf. Gottfried Preußens "Krabat" wird die Grundlage sein. Ob es für Hersbrucks Mühlen eine Zukunft gibt? Dieser Frage wollen die Mitglieder am 11. Dezember nachgehen. 

    Einblick in alte Handwerkskunst

    Vereinschef Christian Breu, Zimmerermeister von Beruf, möchte den Hersbruckern und ihren Nachbarn mehr Einblick in mittelalterliche Handwerkskunst geben. Ihm schwebt vor, zum Septemberfest im Hirtenmuseum einen mittelalterlichen Zimmereiplatz aufzubauen und die damals üblichen Arbeiten vorzuführen. Zur Zeit forscht Breu in alten Quellen nach geeigneten Vorlagen.

     Froh ist der Vorsitzende, dass beim Haus Schlossplatz 6 eine einvernehmliche Lösung gefunden worden ist. Schon länger führt er wegen der Dachsanierung Gespräche mit dem neuen Besitzer. Um eine teure Variante zu vermeiden, bot er an, Kontakt zu Wandergesellen herzustellen. Im Spätherbst fanden schließlich zwei "Rolandsbrüder“ (so nennt sich die Gesellschaft dieser reisenden Zimmerleute) und ein Freireisender den Weg in die Stadt.

     Sie sanierten den Dachstuhl und verschalten ihn, die Zimmerei Breu half mit Gerätschaften aus. Jetzt fehlen nur noch die Ziegel, die nach der Frostperiode aufs Dach sollen. Auch in der Turngasse gelang den Altstadtfreunden ein - wenn auch kleiner - Erfolg. Trotz des kompletten Straßenumbaus konnten sie einige Quadratmeter Kalksteinpflaster vor dem Spitalhof retten.
     
     




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    Donnerstag, 27. Januar 2000

    Bei den Altstadtfreunden hielt Heinz Bauer einen Diavortrag über die von Wasserkraft getriebenen "Maschinen"

    Verbundsystem speiste die Hersbrucker Mühlen

     Michelmühle, Stadtmühle und Schlossmühle versorgten die Bevölkerung — Die verschiedenen Stufen vom Korn zum Mehl erläutert

    HERSBRUCK - Die Hersbrucker Altstadtfreunde luden zu ihrem ersten Vortragsabend im neuen Jahr ins Nebenzimmer der "Glocke" ein, wo der frühere Vorsitzende Heinz Bauer einen Diavortrag über die Entstehung der Mühlen hielt. Im Laufe des Jahres soll das Thema Mühlen anhand von typischen Beispielen in unserer Gegend ausgeführt werden (wir berichteten).

    Mühle ist vor allem eine Maschine, die durch Wasserkraft, Windkraft oder Muskelkraft angetrieben wird. Mühle heißt auch das Gebäude, in dem diese technische Vorrichtung sich befindet. Bei uns an der Pegnitz gab es hauptsächlich Hammerwerke, Getreidemühlen und Sägemühlen. So war es in ganz Franken, wie eine Statistik von 1854 zeigt. Damals lebten in Mittelfranken zirka 550 000 Menschen und es gab 1100 Getreidemühlen, 380 Sägemühlen und zirka 300 andere Mühlen. Seit dem Aufkommen der Dampfmaschine ist die Verwendung der Wasserkraft mehr und mehr zurückgegangen, heute kann man von einem richtigen Mühlensterben sprechen.

    Die Mühle in Gsteinach

          Mühlen waren für Künstler ein reizvolles Motiv. Hier die Mühle in Gsteinach bei Schwarzenbruck, gezeichnet um 1800 von J.A.Klein.


    In Hersbruck  sind drei Mühlen an der Pegnitz. Die Obermühle oder Michelmühle, auch als Gewürzmühle bekannt, dürfte die älteste der Hersbrucker Mühlen sein. Bereits 1376 wird ein Gebhard Schuderfleck als Besitzer nachgewiesen. Diese Mühle liegt nicht an der Pegnitz, sondern an einem Mühlbach, der künstlich angelegt wurde. Er führt vom Wehr im Strudelbad bis zur Turngasse. Von hier aus läuft der Mühlbach direkt an der Stadtmauer entlang bis zur Schlossmühle. Dort wird Hermann Müllner 1412 erstmals als Müller nachgewiesen.

    Zwischen diesen beiden Mühlen entstand die Mittelmühle, auch Stadtmühle genannt, und über 100 Jahre lang im Besitz der Familie Sartorius. Sie ist seit 1469 urkundlich nachgewiesen. Ein großartiges Verbundsystem von Wasserläufen entstand, damit jeder genug Wasser hatte und nicht ein Müller dem anderen das Wasser abgraben konnte.

    Früher wurde das Getreide bis in den Winter hinein am Heim im "Barrenteil" der Scheune aufbewahrt. Erst dann wurde es gedroschen , von Spelzen gereinigt und am Dachboden gelagert. Jede Getreideart wurde auf einem eigenen Haufen auf dem Dachboden des Bauernhauses aufgeschüttet. Damit es nicht gären oder gar schimmelig werden konnte, musste es mit großen Holzschaufeln gewendet werden. Wenn nun der Bauer Mehl brauchte, dann fasste er einige Säcke Getreide ein und fuhr sie in die Mühle. Dort wurde das Getreide gegen Lohn gemahlen und der Bauer erhielt eine bestimmte Menge Mehl und Kleie für sein angeliefertes Korn. Der Müller musste ein Mahlbuch führen.

    Im Metzen gewogen

    Das Getreide wurde gewogen, früher im Metzen, einem Hohlmaß gemessen. Ein Simmer (Simra) Roggen war in 16 Metzen unterteilt. In den runden Holzgefäßen konnte der Müller auch die Qualität des Getreides leichter erkennen und die Sauberkeit beurteilen. Der Bauer hatte das Getreide schon mit Sieben von Spreu, Grannen, Erde, Steinen und fremden Samenkörnern gereinigt. Es wurde auch gegen den Wind geworfen, um Staub zu entfernen, oder später mit "Putzmühlen" gereinigt . Um den Staub aus den Längsfurchen des Getreidekorns zu beseitigen, wurde es im ersten Mahlgang bei weit auseinanderstehenden Mahlsteinen vorgemahlen und somit die Schale entfernt.

    Die Zerkleinerung des Korns läuft in mehreren Phasen ab. Schrot ist das grob zerkleinerte Getreidekorn, das noch alle Bestandteile wie Schale und Keimling enthält. Da der Keimling fetthaltig ist, kann Schrot nicht lange aufbewahrt werden, da er ranzig wird.

    Kleie besteht aus den Schalenteilen und den Keimlingen, die bei der Mehlherstellung ausgesiebt werden. Sie wurden einst als Viehfutter genutzt, werden heute aber auch unter den Brotteig gemischt, da sie wichtige Mineralien und Vitamine enthalten. Grieß entsteht nach Absieben der Kleie und weiterer Zerkleinerung des Mehlkerns. Dunst ist die Bezeichnung für körniges Mehl, das aus Weizengrieß hergestellt werden kann und zu Brot weiterverarbeitet wird.

    Mehl ist das feinste, pulverförmig zerkleinerte Mahlprodukt. Das Ausmahlungsgrad von 80 Prozent bedeutet zum Beispiel, dass aus 100 Kilogramm Getreide 80 Kilogramm Mehl hergestellt werden. Bei niedrigem Ausmahlungsgrad wird das Mehl heller. Helles Mehl war früher ein Luxusartikel, nur bei besonderen Festen wurde es verwendet. Ausführlich ging der Referent auf die Mühlentechnik ein. Anhand von Dias konnte er sehr schön den Unterschied zwischen oberschlächtigen und unterschlächtigen Mühlen erläutern. Während in Hersbruck unterschlächtige Wasserräder an der Pegnitz eingesetzt waren, gab es in vielen Orten, wo kleine Seitenbäche ein größeres Gefälle haben, oberschlächtige Wasserräder.

    Die Achse der Wasserräder bildet der Wellbaum, ein kräftiger, langer Eichenstamm, der die Kraft von außen nach innen überträgt.

    Interessante Bilder von alten Zeichnungen verdeutlichten die große Vielfalt der Mühlen in Franken. Durch zahlreiche Fragen und mit Hilfe eines gelernten Müllers konnten alle Unklarheiten beseitigt werden. Begriffe wie Kunstmühle, Walzenstühle, Becherwerke, Windhaus und Beutelkasten beschäftigten die zahlreichen Besucher noch lange, auch nachdem sich 2. Vorsitzender Richard Munker bei dem Referenten für die ausführliche Darstellung bedankt hatte. 

    HELMUT SÜSS
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    Donnerstag, 30. März 2000

    Altstadtfreunde trafen Müllermeister Georg Pürner

    Hoch-Zeit des Mühlrads

    Der Thalheimer erzählte aus der Hoch-Zeit seines Berufsstandes

    HERSBRUCK - Im Nebenzimmer der "Glocke" saßen die Hersbrucker Altstadtfreunde um den Mühlermeister Georg Pürner aus Thalheim herum und hörten zu, wie er in echter Hersbrucker Mundart von der Zeit erzählte, als sich an seiner Mühle noch das Mühlrad drehte.

    Die Thalheimer Mühle steht nicht an dem großen Albach, der von Alfeld nach Happurg fließt, sondern sie steht abseits, geduckt unterhalb des alten Herrensitzes der  Holzschuher. Schon 1275 ist eine Mühle nachgewiesen, doch ist es unklar, ob es sich um die Claramühle oder um die Thalheimer Mühle handelt.

    Seit dem 14. Jahrhundert war ein Eisen- und Kupferhammer in Thalheim.. Das Geschäft muss gut gegangen sein, denn 1424 stifteten der Thalheimer Hammermeister Peter Tyrol und seine Frau Gerhaus die kleine Kirche. Seit damals läuft der Gotzenberger Bach unter der Kirche hindurch, treibt das Mühlrad an und ergießt sich dann in den nahen AIbach.

    Doch 1569 wurde die Eisenherstel-lung vermutlich wegen Holzmangels eingestellt und die Mühle in eine Mahlmühle verwandelt, auf der die Müllergeschlechter Strobel, Meyer und zum Schluss Pürner ihrer Arbeit nachgingen. Es gab zwar nicht sehr viel Wasser doch das Gefälle war groß und so wurde ein großes oberschlächtiges Wasserrad angetrieben.

    Einwanderer aus Salzbürgischem

    Die Familie Pürner, die sich früher Pirner schrieb, soll aus dem Salzbürgischen ins Frankenland gekommen sein, als Glaubens-
    flüchtlinge im 17. Jahrhundert. Sie ließen sich auf der kleinen SchlagmülhIe in Penzenhofen bei Etzelwang nieder, wo einst aus Leinen Leinöl geschlagen wurde, das als zähflüssiges Öl in Öllampen verbrannt wurde.

    Einer der Söhne des Müllers wurde bayerischer Reiter und zog mit Napoleon 1812 nach Russland. Er kam als ei-ner der wenigen von den 30000 Bayern wieder nach Hause und kämpfte später gegen Napoleon. In Lothringen lernte er ein wohlhabendes Mädchen kennen und heiratete dort. Er betrieb eine Mühle und ein Weingut, doch nach Jahren bekam er Heimweh und erwarb die Erarzmühle bei Traunfeld. Hier gründete er eine große Familie. Ein Sohn heiratete nach Thalheim und gründete dort den Stamm der Thalheimer Pürner.

    Bis 1993 wurde an der Thalheimer Mühle Getreide zu Mehl und Kleie verarbeitet, dann wurde die Tätigkeit eingestellt, da es sich nicht mehr lohnte. Georg Pürner vermachte die Mahleinrichtung einem armen Mann aus Rumänien, der sie abbaute und dorthin transportierte. Immer weniger Kleinbauern existierten noch und von ihnen hatte die Mühle früher gelebt, denn es war eine Kundenmühle. Das Getreide wurde mehrmals im Jahr mit "Köitzen", Schubkarren oder Pferdefuhrwerken zur Mühle gebracht. Das Mehl kam dann zu Hause in die Mehltruhe und wurde dort aufbewahrt, bis es zu köstlichem Bauernbrot im Holzofen verbacken wurde.

    Relikte der Vergangenheit: Alte Mehl- und Getreidesäcke Foto: E.Müller
    Relikte der Vergangenheit: Diese alten Mehl- und Getreidesäcke wird Georg Pürner gut 
    als Erinnerung an sein Geschäft und das seiner Vorfahren aufheben.       Foto: E.Müller

    Schmutz vom Weizen getrennt

    Mit Sieben wurden Sand- und Samenkörner herausgesiebt, mit Bürsten und Wind die Spreu und der Schmutz vom Weizen getrennt. Erst dann konnte der Mahlvorgang beginnen. Das saubere Getreidekorn wird zwischen den Steinen zu Schrot, dann zu Gries, dann zu Dunst und zum Schluss erst zu Mehl gemahlen. Selbst in den modernen Walzenstühlen läuft das Getreide zwölf Mal durch die Mühle, bis es feines Mehl ist. Diese Tätigkeit muss ständig überwacht werden. Die Mühlknechte schliefen deshalb in der Mühle. Wenn alles Mehl gemahlen war, wurde der Widerstand geringer und die Mühle lief schneller. Eine Glocke alarmierte den Mühlknecht und er füllte dann neues Getreide ein.

    Oft gab es im Herbst wenig Wasser und im Winter liefen die Wasserräder ungleichmäßig, da Eis an ihnen festgefror. Der Müller musste es dann abschlagen, was nicht ungefährlich war. Mühlen  konnten im Winter oft lange nicht mahlen, da sie Grundeis hatten. So war es verständlich, dass Georg Pürners Vater 1936 das Mühlrad durch eine Turbine ersetzte und so die Wasserkraft besser ausnutzen konnte.

    Das große Mühlrad drehte sich 14 bis 20 Mal in der Minute, durch Übersetzungen drehte sich aber der Mühlstein 40 bis 60 Mal pro Minute. Immer weniger Bauern fuhren nach 1960 zur Mühle. Brotbacken war aus der Mode gekommen. Mit dem Dieselmotor lohnte sich das Mahlen überhaupt nicht, denn der Preis verfiel mehr und mehr. Auch war das Getreide, das mit dem Mähdrescher geerntet wurde, oft nass und unreif, so dass das Mehl an Qualität verlor.

    Heute wird  In der Mühle nur noch Strom erzeugt, meistens für den Eigengebrauch. Ähnlich ist es allen 14 Mühlen ergangen, die einst am Happach standen.,

    Christian Breu bedankte sich bei dem Thalheimer Müllermeister für die interessanten Ausführungen. Zum Schluss wurde noch ein alter Farbfilm gezeigt, den Christian Bloß aus Förrenbach vor zirka 25 Jahren gedreht hatte. Hier konnte man die Getreideernte sehen, wie sie sich in diesem Jahrhundert entwickelt hat — von Handarbeit mit Sense über die Mähbinder bis zu den ersten Mähdreschern.

    Blick in vergangene Zeit

    Auch das Hopfenzupfen auf dem Feld und die Ernte der berühmten Förrenbacher Johannisbeeren konnte man mitverfolgen, und natürlich sah man den Müllermeister Georg Pürner wie er in seiner Mühle das Getreide einfüllte, die Riemen spannte und das Mehl prüfte. Es war ein Blick in eine vergangene Zeit, als das Dorf nicht nur Schlafstätte war, sondern die Menschen dort arbeiteten und zufrieden lebten. 

              HELMUT SÜSS

     
     

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    Samstag/Sonntag, 1./2. April 2000

    Aktuelles Interview

    Denkmalschutz um jeden Preis ?

    Christian BreuNeben dem Wassertor soll bald ein Neubau entstehen, der weitgehend aussieht wie das Haus, das dort jahrhundertelang stand. Beim Abbruch des Originals ist eine Fachwerkwand eingestürzt, die laut Denkmalschutz hätte erhalten werden müssen. Das hat einigen Wirbel erzeugt. Die HZ sprach mit dem Vorsitzenden der Hersbrucker Altstadtfreunde, Christian Breu, über den Fall.

    Ist mit dem Verschwinden dieser Fachwerkwand ein bedeutendes Baudenkmal verloren gegangen?

    Christian Breu: Man muss Baudenkmäler verschieden klassifizieren. Ein altes Kleinbürgerhaus lässt sich nicht mit der Stadtkirche vergleichen. Man muss auch unterscheiden zwischen Gebäuden und Teilen von ihnen. Diese Wand war weder von außen noch von innen zu sehen, sie hatte keine prägende Wirkung fürs Stadtbild. Aus optischer Sicht war es kein bedeutendes Baudenkmal und auch aus handwerklicher Sicht war sie nicht spektakulär Aber es war alte Bausubstanz.

    Meinen Sie, dass der Verlust vermeidbar gewesen wäre?

    Das ist für mich eine schwierige Frage, weil ich mit den Abbrucharbeiten nichts zu tun hatte. Die Wand war in keinem guten Zustand. Aber sie stand unter Denkmalschutz, und den muss  man bei Bau- und Abbrucharbeiten Rechnung tragen. Der Einsturz wird von der unteren Denkmalschutzbehörde untersucht, spekulative Schuldzuweisungen lehne ich ab.

    Das Sichern und der Erhalt hätten großen Aufwand verursacht. Wer hätte die Kosten tragen müssen?

    Die Kosten muss zunächst immer der Bauherr tragen. Der Mehraufwand, den die Anforderungen des Denkmalschutzes verursachen, kann bezuschusst werden.

    Der hohe Aufwand hält viele davon ab, ein denkmalgeschütztes Gebäude zu erwerben und zu sanieren. Wie denken Sie darüber?

    Die Sanierung eines Baudenkmals erfordert viel Engagement und höheren Einsatz als ein Neubau in einem Baugebiet. Man muss sich auch im Klaren sein, dass man mitunter die Katze im Sack kauft. Der Befund ergibt oft überraschende Erkenntnisse über den Zustand oder den historischen Wert des Gebäudes. Wer ein Baudenkmal erwirbt, weiss daher in aller Regel nicht genau, was auf ihn zukommt. Noch problematischer ist es, wenn man eins besitzt, weil man es vererbt bekommen hat. Dann trägt man Verantwortung für ein Stück Kulturgut, was finanziell ein Problem werden kann.

    Ist ein vorbildgetreuer Nachbau, der genutzt wird, nicht wertvoller für die Stadt als ein leerstehender, verfallendes Originalgebäude?

    Das ist eine zweischneidige Angelegenheit. Grundsätzlich muss historische Bausubstanz erhalten werden. Das sind Kulturgüter, die mit einem Abriss unwiederbringlich weg sind und nicht durch eine Kopie ersetzt werden können. Doch historische Bausubstanz muss auch genutzt werden. Nicht genutzte Gebäude verwandeln eine Stadt in ein Getto oder in ein Museum. Eine nicht bewohnte Stadt stirbt. Ich kann deshalb nicht als Dogma sagen: Wir dürfen nie mehr ein Haus wegreißen! Ein Abriss ist daher manchmal städtebaulich sinnvoll, stellt aber gleichzeitig immer einen Verlust dar.

    Die Altstadt ist ein denkmalgeschütztes Ensemble. Heißt das: Jeder, der hier ein Haus besitzt, ist vom Denkmalschutz betroffen?

    Ja. Jede Baumaßnahme muss beim Bauamt angezeigt und genehmigt werden. Die Besitzer können sich gern an die Altstadtfreunde wenden, wenn sie Fragen dazu haben oder Hilfe bei Behördengängen brauchen.

    Interview: THOMAS KOHL
     
     

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    Donnerstag, 13. April 2000

    Die Altstadtfreunde ließen das Jahr Revue passieren

    „Lotterie war Erfolg“

    Vorsitzender Breu freute sich über Ergebnis — Viele Aktivitäten

    HERSBRUCK (hs) - Freude über den Erfolg der Stadtmauer-Lotterie und die Hoffnung auf ein neuartiges technisches Verfahren zur Fugensanierung: Die Hersbrucker Altstadtfreunde zeigten bei ihrer Jahresversammlung viel Engagement.

    Vorsitzender Christian Breu ging in seinem Bericht auf die Stadtmauerlotterie ein und drückte seine Freude darüber aus, dass sie so erfolgreich verlaufen ist. Wenn ein Bauwerk rechtzeitig instand gesetzt wird, dann kann oft mehr von der historischen Bausubstanz erhalten werden, als wenn es schon verschlampt ist. Er dankte allen, die durch Preisspenden, Loskauf und Mithilfe sich dafür eingesetzt haben, dass diese Lotterie ein Erfolg wurde.

    Weiterhin berichtete er vom Baufortschritt des historischen Hauses am Schlossplatz, dessen neuer Besitzer das Haus behutsam renoviert. Er vermittelte ihm wandernde Zimmerleute, die den alten gotischen Dachstuhl sanierten und das Dach winterfest machten. Seit längerer Zeit beschäftigen die Schäden an der Fassade des Gänsturms die Vorstandschaft. Es war schon ins Auge gefasst worden, die Seite, die der Witterung besonders ausgesetzt ist, mit Brettern zu verschalen. Hiermit war jedoch das Denkmalschutzamt nicht einverstanden. Es dringt weiterhin Wasser zwischen die Balken und die Ausfachungen und ruft somit die Schäden hervor. Nun gelang es, einen Architekten zu finden, der ein Fugensanierungssystem erfunden hat. Er erläuterte im Beisein von Vertretern des Stadtbauamts und des Denkmalamts seine Erfindung und nun soll im Sommer die Abdichtung erfolgen. Dies ist ein Pilotprojekt, das auch anderen Fachwerkhaus-Besitzern zu Gute kommen kann, wenn es wirkungsvoll ist.

    Längere Zeit nahm das Gespräch über die Wasserräder an der ehemaligen Gewürzmühle in Anspruch. Man war erfreut darüber, dass der Eigentümer von der Restaurierung der Räder begeistert war. Richard Munker fertigte mit Helfern sogar schon einen Bausteg an. Doch leider hat der Besitzer nun das Projekt zurückgestellt. Es sei sowohl im Sinne der Stadtverschönerung und auch des Umweltschutzes zu hoffen, dass es gelingt, die drei Mühlräder wieder in Gang zu setzen und umweltfreundlichen Strom zu erzeugen, zumal die Wasserräder einen sehr hohen Wirkungsgrad haben, wie neuere Untersuchungen ergeben haben.

    Breu drückte seine Freude darüber aus, dass nun die gesamte Altstadt unter Ensembleschutz gestellt ist. Dies erfordere jedoch von jedem Handwerker, dass er alle Baumaßnahmen von der Bauverwaltung genehmigen lasse. Die Hersbrucker Altstadtfreunde stehen jedoch dem Stadtrat und der Stadtverwaltung als Ansprechpartner zur Verfügung und wollen auch weiterhin Umbauwillige unterstützen.

    Berichte Im Internet

    Kassier Phil Sydenham stellte die finanzielle Situation des Vereins vor, dessen hauptsächliche Einnahmequelle die Mitgliedsbeiträge sind. 1999 waren die Einnahmen so groß wie die Ausgaben. Dies war vor allem durch den Kauf eines neuen Computers bedingt. Dadurch kann nun jeder die Homepage im Internet ansehen und sich über Ziele, Programme und Veranstaltungen der Altstadtfreunde ausführlich informieren. Sämtliche Berichte über den Verein von 1999 können hier nachgesehen werden unter: www.lau-net.de/Altstadtfreunde.Hersbruck.

    Kassenprüfer Klaus Wiedemann beantragte eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge, obwohl nach dem neuen Steuerrecht nur noch Spenden und keine Mitgliederbeiträge von gemeinnützigen Vereinen abgesetzt werden können. Die Befürworter einer Mischung von Beitrag und Spende konnten sich nicht durchsetzen, so dass eine Beitragserhöhung bei zwei Gegenstimmen angenommen wurde.
     
     

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    Donnerstag, 4. Mai 2000
      Altstadtfreunde freuen sich über Stadtmauersanierung

      Dank an die Losekäufer 

      Neues Verfahren zur Fugensanierung bei Fachwerkgebäuden

    HERSBRUCK (hs) - Freude über den Erfolg der Stadtmauer-Lotterie und die Hoffnung auf ein neuartiges technisches Verfahren zur Fugensanierung: Die Hersbrucker Altstadtfreunde zeigten bei ihrer Jahreshauptversammlung viel Engagement.

    Vorsitzender  Christian Breu ging in seinem Bericht auf die  Stadtmauerlotterie ein und drückte seine Freude darüber aus, dass sie so erfolgreich verlaufen ist. Wenn ein Bauwerk rechtzeitig instand gesetzt wird, dann könne oft mehr von der historischen Bausubstanz erhalten werden, „als wenn es schon verschlampt ist“, sagte er. Er dankte allen, die durch Preisspenden, Loskauf und Mithilfe sich dafür eingesetzt haben, dass diese Lotterie ein Erfolg wurde.

    Weiterhin berichtete er vom Baufortschritt des historischen Hauses am Schlossplatz, dessen neuer Besitzer das Haus behutsam renovierte. Breu vermittelte ihm wandernde Zimmerleute (die HZ berichtete), die den alten gotischen Dachstuhl sanierten und das Dach winterfest machten. Seit längerer Zeit beschäftigten die Schäden an der Fassade des Gänsturms die Vorstandschaft.

    Es dringt weiterhin Wasser zwischen die Balken und die Ausfachungen und ruft somit die Schäden hervor. Nun gelang es, einen Architekten zu finden, der ein Fugensanierungssystem erfunden hat. Er erläuterte im Beisein von Vertretern des Stadtbauamts und des Denkmalamts seine Erfindung. Nun soll im Sommer die Abdichtung erfolgen. Dies ist ein Pilotprojekt, das auch
    anderen Fachwerkhaus-Besitzern zugute kommen kann, wenn es wirkungsvoll ist.

    Längere Zeit nahm das Gespräch über die Wasserräder an der ehemaligen Gewürzmühle in Anspruch. Man war erfreut darüber, dass der Eigentümer von der Restaurierung der Räder begeistert war. Richard Munker fertigte mit Helfern sogar schon einen Bausteg an. Doch leider hat der Besitzer nun das Projekt zurückgestellt. Es sei sowohl im Sinne der Stadtverschönerung als auch des Umweltschutzes zu hoffen, dass es gelingt, die drei Mühlräder wieder in Gang zu setzen und umweltfreundlichen Strom zu erzeugen, zumal die Wasserräder einen sehr hohen Wirkungsgrad haben, wie neuere Untersuchungen ergeben haben, betonten die Mitglieder.

    Breu drückte seine Freude darüber aus, dass nun die gesamte Altstadt unter Ensembleschutz gestellt ist. Dies erfordere jedoch von jedem Handwerker, dass er alle Baumaßnahmen von der Bauverwaltung genehmigen lasse. Die Hersbrucker Altstadtfreunde stehen jedoch dem Stadtrat und der Stadtverwaltung als Ansprechpartner zur Verfügung und wollen auch weiterhin Umbauwillige unterstützen.

    Über die Homepage im Internet kann sich jeder über Ziele, Programme und Veranstaltungen der Altstadtfreunde ausführlich informieren. Sämtliche Berichte über den Verein von 1999 können hier nachgesehen werden unter: www.lau-net.de/altstadtfreunde.hersbruck.Bei zwei Gegenstimmen wurde eine Beitragserhöhung angenommen. 

    Die Hersbrucker Stadtmauer wird attraktiver, das spornt die
    seit Jahren engagierten Altstadtfreunde an.       Foto: Porta
     
     

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    Samstag/Sonntag, 17/18. Juni 2000

    Die  Hersbrucker Altstadtfreunde unternahmen im Rahmen ihres Jahresprogramms eine Fahrt an die Saale 

    In weinrotem Mantel ging es zum Märchendom

    Spannende Wanderung durch die Feengrotten - Fransiskanerkloster wurde zur Stadthalle ausgebaut - Informationen über die Mühlen 

    HERSBRUCK - Die Fahrt der Hersbrucker Altstadtfreunde, war ein erster Höhepunkt im diesjährigen Programm. Bei strahlendem Sonnenschein ging es auf der A9 nach Schleiz.

    Die Kreisstadt des neuen Saale-Orla-Kreises ist besonders bekannt durch das Schleizer Dreieck, eine Rennstrecke für Motorräder, heute auch für Automobile; vom Bus aus konnte man einen Teil der Rennstrecke und der Zuschauertribunen sehen. Die Stadt selber, die sich seit dem 12. Jahrhundert entwickelt hat, bietet nur wenige Sehenswürdigkeiten, da sie mehrfach abgebrannt ist und auch das Schloss hoch über dem Ort noch am 8. April 1945 bei einem Bombenangriff der Alliierten zerstört wurde.

    Die außerhalb liegende Bergkirche hat alle Feuerstürme überstanden und ist wegen ihrer einzigartigen Innenausstattung beeindruckend. Sie wird als die schönste evangelische Kirche mit barocker Ausstattung in Mitteldeutschland bezeichnet.

    Die Bergkirche von Schleiz hat alle Feuerstürme überstanden. Foto: Süss
    Die Bergkirche von Schleiz hat alle Feuerstürme überstanden.  Foto: Süss

    Interessantes Pfarrhaus

    Oberhalb der Wisenta ging es dann nach Ziegenrück, dessen Kemenate weithin zu sehen ist. Das Städtchen in einem engen Tal hat neben dem Rathaus ein besonders interessantes Pfarrhaus mit Renaissanceportal und einer uralten Bohlenstube in saalefränkischen Bauernstil. Ausführlich informierten sich die die Besucher über die Mühlen an der Saale und die Stromgewinnung.

    Im Museum für Wasserkraftnutzung in der Fernmühle, die schon 1258 erwähnt  wird, sind hierzu alle gängigen Mühlarten übersichtlich präsentiert: Hammerwerke, Mahlmühlen, Lohmühlen, Walkmühlen, Ölmühlen, Papiermühlen und Sägewerke. Besonders beeindruckte das große Modell von den Saalekakaden, an denen heute Strom erzeugt wird.

     Zum Mittagessen ging es dann nach Reitzengeschwenda. Der kleine Ort mit nur 200 Einwohnern überraschte durch ein äußerst reichhaltiges Heimatmuseum in einem Thüringer Bauerngeihöft. Eine Bohlenstube von innen, volkskundliche Objekte und die große landwirtschaftliche Sammlung in der Scheune zogen die Besucher lange in ihren Bann. Ein weiterer Höhepunkt war die Besichtigung der Kirche mit Dachboden und Glockenturm. Dann ging es am Hohenwarte-Stausee entlang, über die 75 Meter hohe und 412 Meter lange Staumauer in das wellige Schiefergebirge mit den riesigen gelbblühenden Rapsfeldern. Von der alten Hochstraße aus sah man die tausendjährige Burg Ranis hoch auf einem Zechsteinriff. Am nächsten Tag ging es nach Saalfeld, das als die steinerne Chronik Thüringens bezeichnet wird.

    Ein großer Teil nahm am Gottesdienst in der gotischen Stadtkirche teil, andere inspizierten die Stadt am Saaleufer. Unter ihnen war auch die 78-jährige Frau Sydenham aus Südengland, die an diesem Tag ihren Geburtstag feierte.

    Freistehendes Turmhaus

    Die Johanniskirche mit dem sternförmigen Netzgewölbe im Chor und der wuchtigen Westfassade ist sicher die größte Sehenswürdigkeit Saalfelds. Die gotische Kirche besitzt ein Heiliges Grab, eine um 1400 entstandene symbolhafte Nachbildung des Christusgrabes in Jerusalem und eine Schnitzfigur des Riemenschneider-Schülers Gottwalt. Neben der Kirche befindet sich ein freistehendes romanisches Turmhaus. Von hier aus hat man einen schönen Blick über den Marktplatz auf das repräsentative Rathaus.

    Am Nachmittag standen noch zwei weitere Sehenswürdigkeiten an: Das einstige Franziskanerkloster, das aus dem Mittelalter stammt und das nun zu einer Stadthalle und einem überreich ausgestatteten Museum ausgebaut wurde, und die berühmten Saalfelder Feengrotten. Dieses ehemalige Alaunschieferbergwerk wird heute als die„farbenreichste Schaugrotte der Welt“ bezeichnet. In weinrote Umhänge gehüllt, wanderte man durch die unterirdischen Gänge zu Märchendom, Butterkeller und blaugrüner Grotte.

    Hier wurde von 1530 bis 1850 Schiefer abgebaut. 1914 wurde das ehemalige Bergwerk als Schaugrotte eröffnet und seitdem haben mehr als 16 Millionen Menschen die Wunderwelt unter der Erde besichtigt. In der staubfreien Luft werden auch Kuren gegen Asthma und Keuchhusten durchgeführt.               

    HELMUT SÜSS

     
     

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    Samstag/Sonntag, 1./2. Juli 2000
      Exkursion der Hersbrucker Altstadtfreunde mit Mühlenbesichtigung in Enzendorf

      Gottverlassene Mühle an der Pegnitz

      Das große Mühlrad steht — Verein Justus hat es freigelegt — Mühlstube nahezu komplett eingerichtet

      HERSBRUCK/ENZENDORF - Eine Exkursion der Hersbrucker Altstadtfreunde führte nach Enzendorf zur Besichtigung der Harnbachmühle und der Griesmühle. "Oitz hob ich immer denkt, dass dös die Griesmühl ist", hörte man immer wieder, als die zahlreichen Besucher über die hölzerne Pegnitzbrücke gingen und vor dem stattlichen Fachwerkbau standen. Vorbeigefahren ist man schon oft, aber die wenigsten haben hier gehalten ‚oder sind bei einer Wanderung an der Harnbachmühle vorbeigekommen.

      Gottverlassen steht die Mühle hier an der Pegnitz. Man wundert sich, dass in der Pegnitz gar kein Mühlrad hängt. Die Häuser stehen weit abseits. Plötzlich hört man Wasser rauschen und sieht einen winzigen Bach, der direkt neben dem Mühlgebäude herunterfließt, am Mühlrad vorbei. 

      "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach ..." — hier nicht mehr, denn das große Wasserrad steht. Aber man sieht, wo das Wasser gelaufen ist, man entdeckt die Schmierstelle an der Achse und einen Stein, in dem die Jahreszahl 1811 C P eingehauen ist. August Wörler und Werner Kaschel vom Verein Justus haben hier mit ihren jugendlichen Helfern ganze Arbeit geleistet: Das Mühlrad ist freigelegt und auch innen staunt man über die nahezu komplett eingerichtete Mühlstube. 
      Gut zu sehen sind der alte Mühlstein und die Transmissionen sowie der Dieselmotor Foto: Süß
      Harnbach soll um 1500 Horenpach geheißen haben, ein Bach im Sumpfgelände, und tatsächlich ist es rundherum sumpfig. Werner Kaschel übernimmt die Führung durch die Mühle. Er zeigt die Reste des einstigen Weilers Harnbach, der früher aus drei Häusern bestand, der Harnbachmühle, Schustergütl und dem Pfaffengütl. Nach 1812 hat der Müller die Köblergüter erworben und abgebrochen, so dass die Mühle allein stehenblieb, nur von einer stattlichen Fachwerkscheune und einigen Nebengebäuden gesäumt.

      Die große Scheune war nötig, denn der Müller hatte 60 Tagwerk Grund, wovon allerdings mir sieben Tagwerk Ackerland und sieben Tagwerk Wiesen waren. Man hielt hier neben dem Jungvieh vier Milchkühe und vier Schweine und konnte sich somit gut selbst versorgen. Daneben hätte man die Kundenmühle und die riesigen Wälder, das brachte allerhand Arbeit.

      Das Mahlgeschäft ging das ganze Jahr über, denn Getreide war leichter zu lagern als Mehl. So fuhren die Bauern, wenn sie wieder Brot backen wollten, mit zwei oder drei Säcken Getreide zur Mühle und brachten das Mehl heim. Allein im Oktober 1943 kamen 28 Mahlkunden, wovon einer sogar 464 Pfund Getreide brachte. Die Kunden kamen vor allem aus Artelshofen, Enzendorf, Gerhelm, Harnbach, Raitenberg und Wallsdorf.

      Riesiger Lindenbaum

      Neben dem schönen Fachwerkbau steht eine riesige Linde. Der Wanderweg teilt sich hier, er führt an der Pegnitz entlang nach Rupprechtstegen oder zur Griesmühle und nach Treuf. Die Linde soll eine alte Gerichtslinde gewesen sein und die Grenze zwischen den Pflegämtern Hohenstein und Hartenstein gebildet haben. Die Burgherren von Hohenstein und Hartenstein sollen hier öfters zusammengetroffen sein und miteinander gezecht haben, vermutlich auf Kosten des Müllers. So hatte es Werner Kaschel von einer alten Frau gehört.

      In der Mahlstube. wurde alles genau begutachtet. Der alte deutsche Mahlstein steht noch; ein gelernter Müller, der Altdorfer Hans Ott, erläuterte seine Funktion. Man sieht auch den großen Galgen, mit dem der schwere Mühlstein abgenommen und geschärft werden konnte. Interessant ist die Kraftübertragung vom Wellenbaum, den das Mühlrad treibt, über Zahnräder aus Holz und Eisen, die die Kraft in eine ganz andere Richtung übertragen. Die Mühle hat schon einen Walzenstuhl, also einen modernen eisernen Mahlgang. Becherwerke trugen das Mehl nach oben, damit es immer wieder gemahlen werden konnte, bis es ganz fein war. Kaschel zeigte zahlreiche Werkzeuge, die der Müller brauchte. Man konnte auch die geräumige, holzgetäfelte Wohnstube des Müllers besichtigen.

      Schulaufsatz aus den 30-er Jahren

      Das oberschlächtige Wasserrad der Harnbachmühle ist wieder freigelegt Foto : Süß

      Man hat einen Schulaufsatz von Liesel Pickelmann gefunden, der um 1930 entstanden ist. Darin beschreibt sie ihre Mühle: "Meine Heimat ist eine Einödmühle und heißt Harnbach. Sie ist seit 1643 im Besitz der Familie Pickelmann. Sie ist seit frühester Zeit eine Mühle und wurde urkundlich im Jahre 1643 von Hermann Pickelmann gekauft. In Harnbach waren früher noch 2 Häuser mit Familien vorhanden, deren Besitz zu Anfang des vorigen Jahrhunderts zum Anwesen der Mühle hinzugekauft wurden. Die Mühle wurde zu frühester Zeit durch ein Wasserrad betrieben. Jedoch im Jahre 1811 kam ein zweites dazu. Dazumal wurde Leinschlag betrieben, der ein zweites Rad notwendig machte. Im Jahre 1829 stürzte in einer eisigen Winternacht der damalige Besitzer Christof Pickelmann, wahrscheinlich beim Abeisen des Mühlrades in die Radstube und. fand so seinen Tod. Das Wohnhaus war bis 1872 einstöckig und mit Stroh gedeckt. Im selben Jahr wurde dann das jetzige Wohnhaus gebaut und mit Schiefer gedeckt. 1925 wurde das alte hölzerne Werk der Mühle herausgerissen und durch ein neues eisernes ersetzt. Landwirtschaft wird neben der Müllerei betrieben."

      Werner Kaschel gab eine Geschichte zum Besten, die er in Enzendorf erfahren hatte. Als im Krieg eine Bäuerin mit dem beladenen Heuwagen über die Pegnitzbrücke bei der Harnbachmühle fahren wollte, meinte die alte Müllerin bedenklich: "Eigentlich sollte man nimmer über die morsche Brücke fahren." Der Frau wurde es mulmig, sie fuhr an der Pegnitz entlang nach Enzendorf und dort über die Eisenbrücke. Als am nächsten Tag ein Bauer mit seinem Wagen, der mit etlichen Getreidesäcken beladen war, über die Brücke fuhr, krachte sie tatsächlich ein. Der Mann hielt sich am Schweif des Pferdes fest und ließ sich so aus dem Wasser ziehen. Da es Sommer war, hatte er sich nicht einmal erkältet. Nun musste natürlich die Brücke sofort repariert werden. Holz dazu war genügend vorhanden.

      Griesmühle

      Die Gruppe machte sich dann auf den Weg zur Griesmühle. Anfangs ging es durch eine Allee aus Haselnussstauden, neben dem Mühlbach her, der über Stock und Stein fließt. Dann musste man durch hohes Gras, wo sich der Bach teilt. Am Ende des Meinen Tals liegt einsam die Griesmühle. Ein schöner Gemüsegarten befindet sich vor dem großen Kalksteinhaus, das vorne einen stattlichen Fachwerkgiebel mit Wildem Mann und K-Streben zeigt. Auch die stattliche Fachwerkscheune mit vorkragendem Dach ist beeindruckend.

      Bereits 976 erwähnt

      Diese Mühle dürfte zu den ältesten unserer Gegend zähle.. Sie wird bereits 976 erwähnt, als Herzogin Wiltrudis Güter dem K1oster Bergen bei Neuburg schenkte. Die "molendinum  Gries", wie sie damals hieß überdauerte das Jahrtausend. Heute wird nicht mehr gemahlen. Schon vor dem Krieg wurde das Mühlrad entfernt und eine Turbine eingebaut. Sie erzeugte einst Strom für die Dörfer Treuf, Sieglitzhof und Kreppling. Nun versorgt sich die Familie Scharrer damit selbst mit Strom. Die Gruppe konnte den alten Walzenstuhl, der zuletzt zum Schroten von Viehfutter gedient hat, und die Turbine besichtigen. 

      Helmut Süß

       
       
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    Samstag/Sonntag, 5./6. August 2000

    Hersbrucker Altstadtfreunde besichtigten Schlossmühle

    Das Mühlrad steht still 

    Instandhaltung wurde irgendwann zu mühsam — Altes Sägewerk

      HERSBRUCK - Im Rahmen ihres Jahresprogramms„Mühlen im Hersbrucker Land“ besuchten die Hersbrucker Altstadtfreunde die Schlossmühle. Vorsitzender Christian Breu, der als Zimmermeister das ehemalige Sägewerk gemietet hat, stellte zunächst diese Anlage vor, die neben der ehemaligen Schlossmühle ein Eigendasein geführt hat.

      Das Sägewerk hat ein eigenes unterschlächtiges Wasserrad. Der älteste Teil vorne ist aus Sandstein gebaut. Er dürfte bereits Ende des 18. Jahrhunderts gestanden und als Sägewerk gedient haben. Mehrmals wurde das Gebäude nach Osten verlängert. Im Untergeschoss. des alten Sandsteingebäudes kann man zahlreiche Zahnräder und Transmissionen sehen, die die Kraft des Wasserrads auf andere Maschinen übergeleitet haben.

      Hinter dem Sägewerk befinden sich weitere Scheunen, in denen Balken und Bretter gelagert werden konnten. Jetzt merkte man, dass man auf einer Insel war: links die rasch laufende Pegnitz und rechts der ruhig dahinziehende Mühlbach. Man kam an einer Holzbrücke vorbei, die in den Garten der „Schunkmühle“ führte. Dann ging es immer weiter nach Osten.

      Unterschiedlicher Wasserstand

      Man sah, dass der Wasserstand des Mühlbachs höher war als der der Pegnitz. Jetzt konnte man auch verstehen, warum die Insel so lang ist. Der Wasserstand musste sich angleichen und es musste eine Sogwirkung entstehen, damit sich das Mühlrad drehen konnte. An der Spitze der Insel beim Lohsteg angelangt, sah man den Zusammenfluss und die Stromschnellen, die das Wasser rasch abführen.

      Auf der Insel stehen zahlreiche große alte Bäume, dazwischen Büsche und viel Efeu. Erst beim Rückweg konnte man sehen, dass diese Mühlinsel mehrere hundert Meter lang ist. Sie ist ein richtiges Biotop, mit ungestörter Natur, da kaum jemand sie noch betritt.

    Das hölzeme Wasserrad der Hersbrucker Schlossmühle ist noch gut erhalten, erfüllt aber keine Aufgabe mehr. Foto: H. Süß

    Das hölzeme Wasserrad der Hersbrucker Schlossmühle ist noch gut erhalten, erfüllt aber keine Aufgabe mehr. Foto: H. Süß

      Vor dem Zimmerplatz befindet sich ein großes Sandsteingebäude mit einem doppelflügeligen Einfahrtstor. Hier war einst die Bierniederlage der Ledererbräu aus Nürnberg und hier konnte man auch über eine holzgedeckte Brücke über die Pegnitz fahren.

      Die Gruppe besichtigte dann den großen Hof der Schlossmühle, wo einst lebhaftes Treiben ‚herrschte. Hier kamen die Fuhrwerke der Bauern. Sie brachten Getreide und luden dafür Mehl und Kleie auf. Der Müller hatte aber auch einen Mehlhandel und mehrere schwere Pferde, mit denen er als Fuhrunternehmer tätig war.

      Rest der Stadtmauer

      Hinter der Schunkvilla zeigte sich ein gut erhaltenes Stück der Hersbrucker Stadtmauer, daneben der riesige Giebel des Mühlgebäudes, das über einen Durchgang im ersten Stock mit der eigentlichen Mühle verbunden ist. Über dem unteren Fenster mit seinem barocken Gewand hat sich der damalige Besitzer und Erbauer verewigt: „Sigmund Sörgel 1690“. Seit 1745 ist die Mühle im Besitz der Familie Schunk.
       

      Durch das Büro der Zimmerei, das jahrelang eine Glaserei beherbergte, gelangte man zu den gut erhaltenen Mühlrädern. Durch die teilweise geöffneten Schütze stürzte das Wasser tosend hinab. Beide Mühlräder stehen still. Seit Jahrzehnten dreht sich das Wasserrad des Sägewerks nicht mehr. Um 1960 war ein neues Sägegatter mit Dieselmotor eingebaut worden. Hier wurden bis 1990 Baumstämme zu Balken, Latten und Brettern geschnitten. Die Stämme wurden auf Wagen hineingezogen und mussten dann als Bretter auf dem gleichen Weg wieder hinaus. Das Werk ist nicht staplergerecht und in unserer Zeit nicht mehr zu nutzen — daher ist jetzt nur noch eine Zimmerei auf diesem Platz.

      Auch das alte Rad der Mühle mit seinen breiten Schaufeln, das unter Dach und Fach ist, dreht sich schon lange nicht mehr. Um 1960 gab es so genannte Förderprogramme“, um Mühlen stillzulegen. In dieser Zeit stellte auch die Schunkmühle das Mahlen ein. Zwar drehte sich das Wasserrad noch länger, um Strom zu erzeugen und den Aufzug zu bewegen, doch eines Tages konnte Frau Schunk die Tätigkeit des Säuberns nicht mehr ausführen. Besonders bei Hochwasser kamen mitunter Baumstämme und einmal sogar ein Schwein angetrieben und blieben beim Rechen hängen. Mit langen Stangen musste der Unrat ständig entfernt werden.

      Die Zeit der Mühle ist vorbei, keine Müllergesellen mit mehlstaubigen Kleidern empfangen den Besucher und auch die schweren Pferde, die „Belgier“, überqueren nicht mehr den Mühlhof. Ob die alten Mühlräder nicht doch wieder zum Laufen gebracht werden könnten, um umweltfreundlich Strom zu erzeugen, darüber unterhielten sich die Besucher noch lange im „Sägewerk“, das für diesen Abend zu einem gemütlichen Wirtshaus umgestaltet worden war. 

      Helmut Süß

       
       

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    Mittwoch, 9.. August 2000

    Teilstück der mittelalterlichen Befestigungsanlage zwischen Wildzirkelturm und Spitaltor wird begehbar gemacht

          Stadtmauer soll zum Museumsfest fertig sein
    75 Meter langer Abschnitt des Wehrgangs ist über zwei Treppen vom Mauerweg aus zugänglich - Geld von Stadt, Sponsoren und Tombola

    HERSBRUCK (ko) - Ungewöhnlicher Anblick am Mauerweg: Die Stadtmauer ist zwischen Spitaltor und Wildzirkelturm eingerüstet. Dort werkeln Zimmerer, Dachdecker und Maurer. Wenn sie fertig sind, wird die mittelalterliche Kalkbruchsteinmauer auf den ersten Blick aussehen wie bisher. Sie ist dann aber begehbar. Wer Lust hat, kann steile Holztreppen hinauf steigen und über den knapp 75 Meter langen Wehrgang wandeln - tagsüber, nachts wird zugesperrt.

    Die Stadtmauer wird saniert, der Wehrgang soll ab Mitte September begehbar sein. Das Spitaltor, das im Hintergrund zu sehen ist, bekommt eine Fassadenauffrischung. Foto: T.KohlDer Mauerweg im Norden der Hersbrucker Altstadt hat seinen Namen nicht von ungefähr: Er führt am besterhaltenen Stück der Stadtmauer entlang. Dieses Juwel aus Stein und Holz war lange Zeit wenig beachtet - bis voriges Jahr der Arbeitskreis "Jahrtausendwechsel" anregte, sie begehbar zu machen und damit eine neue Attraktion in der Altstadt zu schaffen.

    Der Arbeitskreis hatte damals schon einen Termin im Auge, wann die ersten Besucher über den Wehrgang geführt werden sollten: zum Museumsfest am 16. und 17. September 2000. Dieses zweitägige Fest soll mit einem historischen Markt verbunden werden, der vom Eisenhüttlein durch den Mauerweg bis zum Spitaltor reicht.

    Eine Zeitlang schien es, als ob das ehrgeizige Vorhaben an Geldnot scheitert. Die Stadt stellte im diesjährigen Haushalt zwar 100.000 Mark für die Mauersanierung bereit, das deckte die erwarteten Kosten aber nur zur Hälfte. Der Rest sollte über Sponsoren und ein Gewinnspiel kommen. Aufrufe an potenzielle Geldgeber verhallten zunächst fast ungehört, am Ende kamen aber doch 21.000 Mark Spenden zusammen.

    Ein Volltreffer wurde die Tombola zugunsten der Stadtmauer in der Vorweihnachtszeit. Sie erbrachte 75.000 Mark. Heimische Firmen, allen voran die Zimmerei Christian Breu, boten an, zu Sonderkonditionen zu arbeiten. Das Geld reichte also - was aber nicht hieß, dass die Handwerker sofort loslegen konnten. Zunächst mussten Bauhofarbeiter den Unrat beseitigen, der sich im Laufe der Zeit im Wehrgang angesammelt hatte. Gerümpel und Schutt füllten mehrere Container.

    Bei Eingriffen in historische Bausubstanz hat das Landesamt für Denkmalpflege ein Wort mitzureden. Heißestes Thema war dabei ein Treppenabgang vom Wehrgang durch den Wildzirkelturm zum Mauerweg, den die Stadt neu schaffen will. Ohne ihn könnte man den Wehrgang nur über die steile Holztreppe am Spitaltor betreten und verlassen. Der hoch gelegene Gang wäre dann eine knapp 75 Meter lange, enge Sackgasse, in der es Gedränge und gefährliche Situationen geben könnte. Der Denkmalschutz stimmte schließlich der Treppe im Wildzirkelturm zu, zumal man bei einer Untersuchung des Wehrgang-Endes festgestellt hatte, dass es möglicherweise schon früher so einen Zugang gegeben hat.

    Den Handwerkern wurden strenge Auflagen gemacht, was bei der Sanierung der Stadtmauer original erhalten bleiben muss. Darunter fallen nicht nur das Gebälk, soweit es nicht vermorscht war, sondern auch der komplette Wandputz des Wehrgangs, der durch eine Spezialbeschichtung gegen Abrieb und Verschmutzung gesichert werden soll. Das Ziegeldach wird, wo nötig, behutsam ausgebessert.

    Die größte Veränderung an der Stadtmauer wird ein neuer Holzbohlenbelag sein, damit die Besucher im Wehrgang laufen können. Außerdem sollen die Schießscharten aufgeweitet werden, damit man in den Stadtgraben schauen kann, der seit vorigem Jahr wie ein kleiner Park gestaltet ist.

    "Ich glaube, das wird eine gute Sache", sagte Bürgermeister Wolfgang Plattmeier, als er am Montag mit Stadtbaumeister Lothar Grimm die Baustelle besuchte. Die Stadtvertreter trafen dort jemanden, der die Arbeiten in Doppelfunktion betreut: Christian Breu, Zimmerermeister und Vorsitzender der Hersbrucker Altstadtfreunde. Er betrachtet die möglichst originalgetreue Sanierung dieses historischen Bauwerks als interessante, anspruchsvolle Aufgabe. "Das ist in unserer Firmengeschichte die längste Baustelle - räumlich, nicht zeitlich", meinte Breu und zeigte sich zuversichtlich, dass die Arbeiten bis zum Museumsfest abgeschlossen werden können.

    Eine gute Nachricht hatte auch Lothar Grimm parat: Die Stadt werde die Fassade des Spitaltors herrichten, dafür seien im Haushalt 100.000 Mark vorgesehen.
     
     

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    Montag, 18. September 2000

     Hersbrucker Arbeitskreis Stadtfeiern 2000 hat den ersten Abschnitt der Hersbrucker Stadtmauer für die Öffentlichkeit freigegeben 

    Bürger können Teil des historischen Wehrgang begehen

      Band am Aufgang bei Spitaltor offiziell durchgeschnitten - Am Windzirkelturm Sackgasse - Hoffen auf Spendengelder für zweiten Abschnitt - Tombola brachte 75000 Mark
    HERSBRUCK (gz) - Schon am Freitagabend eröffneten bei einer kleinen Feier Stadträtin Angela Henke für den Arbeitskreis Stadtfeiern 2000 und 2. Bürgermeister Norbert Dünkel für die Stadt den historischen Wehrgang, indem sie ein weißblaues Band am Mauer-Aufgang beim Spitaltor durchschnitten. Bürgermeister Wolfgang Plattmeier dankte allen, die sich bisher für die Wiederherstellung des Wehrgangs engagierten: Die Altstadtfreunde mit ihrem Vorsitzenden Christian Breu hatten mit einer Tombola 75000 Mark erlöst.
    Plattmeier bekommt von Altstadtfreunde-Chef Christian Breu den symbolischen Scheck von DM 75000 als Erlös der Mauer-Tombola
    Plattmeier bekommt von Altstadtfreunde-Chef 
    Christian Breu den symbolischen Scheck von 75000 DM als Erlös der Mauer-Tombola
    Angela Henke für den Arbeitskreis Stadtfeiern 2000 und Norbert Dünkel für die Stadt durchschneiden das weißblaue Band zum Mauer-Aufgang am Spitaltor
    Angela Henke für den Arbeitskreis Stadtfeiern 2000 und Norbert Dünkel für die Stadt durch- schneiden das weißblaue Band zum Mauer-Aufgang am Spitaltor
    Etliche Handwerksfirmen arbeiteten zu Sonderkonditionen. Mit fünfstelligen Spendenbeträgen waren die Firmen Geru-Plast und BMI dabei. Die Sparkasse hat bereits für nächstes Jahr weitere Unterstützung in Aussicht gestellt. Die ist auch nötig, weil noch weitere Mauerarbeiten anstehen. So endet der begehbare Mauerabschnitt derzeit am Windzirkelturm noch in einer Sackgasse. Dort soll aber nach Einigung mit den zunächst zögerlichen Denkmalschützern ein zweiter Zugang entstehen.

    Trotzdem sei es sinnvoll, so Plattmeier, den Wehrgang schon jetzt zu öffnen: "Wenn einer das hier gesehen hat, ist er vielleicht eher bereit, noch einmal in die Tasche zu greifen." Von den gesamten 400000 DM Sanierungskosten sind derzeit etwa die Hälfte finanziert.

    Der Bau des Wehrgangs wurde nach 1400 begonnen, weil Pfalzgraf Rudolf II. für die Stadt "einen Graben mit einem guten Zaun" forderte. Die ältesten heute noch erhaltenen Balken stammen von 1641. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts gab es angesichts der Geldnöte der bayerischen Regierung Überlegungen, Teile der Stadtmauer an privat zu verkaufen. Dies wurde aber ebenso wenig Wirklichkeit wie die Idee des Stadtrats von 1959, den vom Verkehr geschädigten Spitaltorturm gleich ganz abzureißen.
     
     

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    Montag, 24. Oktober 2000
      Die Altstadtfreunde sahen sich mindestens 600 Jahre alte Mühle in Offenhausen an

      Besuch der Mahlstube war Höhepunkt

    Initialen faszinieren — Elisabeth Pickel: Könnten morgen wieder zu arbeiten anlangen — Großes Wehr

    In der Offenhausener Mahlstube gab es viel zu sehen. Foto: Altstadtfreunde

    In der Offenhausener Mahlstube gab es viel zu sehen. Foto: Altstadtfreunde

    OFFENHAUSEN - Die Hersbrucker Altstadtfreunde besuchten die Mühle von Offenhausen.

    Im großen Hof vor der Mühle, wo Jahrhunderte lang die Pferde- und Kuhfuhrwerke das Getreide brachten und Mehl mitnahmen, stand die Gruppe staunend vor dem gut erhaltenen Mühlhaus mit angebautem Sägewerk und den stattlichen Nebengebäuden. Nach einer kurzen Einführung durch Elisabeth Pickel über das Alter der Mühle führte der Rundgang zuerst dorthin, woher die Antriebs-Energie kommt, zum Hammerbach lief eingeschnitten liegt das Bachbett auf der linken Seite und rechts auf einer Böschung, hoch darüber fließt der Mühlgraben. Dazwischen ist ein Wald mit zahlreichen stattlichen Bäumen wie Eichen, Hainbuchen, Ahorn und Linden.

    Je weiter der Weg auf der Halbinsel nach Osten führte, desto näher kamen Mühl- und Hammerbach. Aus großen Dolomitquadern ist dort ein stattliches Wehr errichtet. Ein Teil des Wassers wir zur Mühle geleitet, der andere Teil fällt fast zwei Meter tief in den Hammerbach hinunter, wo ein kleiner Weiher, von Erlen umsäumt, entstanden ist Am Mühlbach entlang ging es dann zur Mühle zurück.

    Dort ist gerade ein Ingenieur dabei, eine Osberger Durchströmungsturbine einzubauen. Sie hat ein. Leistung von sechs Kilowatt, der erzeugte Strom kann ins Netz eingespeist werden. Sie arbeitet wärterlos und könnte eine Wassermenge bis zu 190 Litern pro Sekunde verarbeiten. Aber leider ist die Wassermenge des Hammerbachs geringer, höchstens 70 Liter pro Sekunde. Freilich arbeiten Mühlen auch mit weniger. So hatte die Engelthaler Klostermühle, die ja vorn Kruppach angetrieben wurde, nur eine Menge von maximal 25 Litern pro Sekunde zur Verfügung.

    In Offenhausen ist das oberschlächtige Wasserrad noch vorhanden und es kann ebenso wie die Turbine betrieben werden. Weil die Mühle nicht mehr arbeitet, ist der Stolz von Elisabeth Pickel das Sägewerk, das bereits ihre Vorfahren 1784 errichteten. Das heutige Esterer Sägewerk wird jedoch mit elektrischem Strom angetrieben. Es können dort Baumstämme zu Balken oder zu Brettern gesägt werden. Ein elektrischer Aufzug bewerkstelligt den Transport des schweren Stammes spielend.

    Der Höhepunkt der Besichtigung war der Gang in die Mahlstube. Über der Haustüre zwischen den Initialen „3 P G“ die Jahreszahl 1767 . In der Mühlenstube zu rechter Hand vom breiten Gang ist in den großen Balken der Bied die Jahreszahl 1786 eingeschnitzt, neben den Anfangsbuchstaben „3 P G“ und „P H“ und dazu ein großes Zahnrad.

    Die Offenhausener Mühle ist uralt. Im 14. Jahrhundert gab es sie schon längst. Sie wurde als Mühle am Graben bezeichnet, wie Pfarrer Polster herausfand. 1326 wurde sie von Kaiser Ludwig dem Bayern an den Nürnberger Burggrafen Friedrich von Hohenzollern verpfändet und sie blieb beim Markgrafentum und unterstand dem Amt Schönberg.

    1669 war die Mühle so vergrößert worden, dass in ihr auch Leinsamen zu Ö1 geschlagen werden konnte. Am Wichtigsten blieb die Mahlmühle und die Kunden kamen aus dem Talende des Hammerbachs, von Kucha, Breitenbrunn, Oberndorf und von Offenhausen. Die Mühle ist seit 1539 im Besitz der Familie Prottengeyer/Pickel.

    Staunend standen die Altstadtfreunde vor der komplett eingerichteten Bied. Zur linken der alte Mühlstein, mit dem noch lange Getreide geschrotet wurde, zur rechten ein neuzeitlicher Walzenstuhl, in dem das Getreide zu feinem Mehl vermahlen wurde. Das Leben des Müllers war anstrengend und seine Arbeitszeit war nicht begrenzt. Oft musste er nachts aufstehen, um nachzusehen und wider Getreide aufzufüllen, damit weiter gemahlen werden konnte. Die Körner wurden mit dem Elevator hochgefahren, dort im Windsichter gereinigt und dann zum Walzenstuhl hinunter transportiert, wo sie mehrmals durchliefen, bis das Mehl fein genug war.

    Einige Interessierte stiegen noch hinauf auf den Dachboden und bestaunten dort die Einrichtung und es war sicher nicht zu viel versprochen, wenn Elisabeth Pickel sagte, dass sie morgen zu mahlen anfangen könne, wenn jemand Getreide brächte. 

    HELMUT SÜß

     
     

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    Freitag, 8. Dezember 2000 
      Altstadtfreunde besuchten Industriemuseum in Lauf
    Stadt der Wasserräder

    Entlang der Pegnitz nutzten einst 18 Betriebe die Wasserkraft

    LAUF — Die Hersbrucker Altstadtfreunde besuchten jüngst das Laufer Mühlenmuseum, um die größten Mühlenanlagen an der Pegnitz kennen zu lernen.

    In Lauf gab es vier große Wehre über den ganzen Fluss und von ihnen wurde das Wasser zu 54 Wasserrädern geleitet. 18 verschiedene Gewerbebetriebe nützten die Wasserkraft bis In unser Jahrhundert,

    Wieso waren hier so viele Mühlen und Hammerwerke? In Lauf hat die Pegnitz das stärkste Gefälle im gesamten Laufbereich - es beträgt sechs Meter auf einer Strecke von 500 Metern. Außerdem ist hier die Wassermenge beachtlich. Alle großen Bäche, die viel Wasser bringen, münden schon vor Lauf in die Pegnitz, wie der Hirschbach, der Högenbach, der Happach, der Sittenbach, der Hammerbach und die Schnaittach.

    Auf beiden Flussseiten

    Das Tal ist hier breit und flach, so dass auf beiden Seiten des Flusses die Wasserkraft genutzt werden kann. Das Wasser wurde durch spitze Wehre zu den Rädern geleitet, die sich in Ufernähe befanden. Am zweiten Wehr war die stärkste Konzentration von Betrieben. da hier der Untergrund sehr günstig Ist und die Wasserräder versetzt in den Fluss gehängt werden können. An der rechten Seite befand sich die Drahtmühle, der Eisenhammer, die neue Werkstatt und der Messinghammer (heute Industriemuseum), auf der linken Pegnitzseite trieb das Wasser die Räder einer Mahl- und Sägemühle, die Holfeldermühle, die Lohmühle und einen Blechhammer an.

    Bereits 1275 werden vier Mühlen erwähnt, die Ihre Abgaben an die Burg zu liefern hatten; und da sie Korn und Schweine zu "zinsen" hatten, so kann angenommen werden, dass es Mahlmühlen waren. 1366 taucht in den Salbüchern erstmals eine Lohmühle auf, in der die Rinde gemahlen wurde, die für das Gerben von Fellen benötigt wurde.

    1360 wurden einem Laufer Bürger vom bayerischen Herzog zwei Hämmer verliehen und 1420 ist ein Lorenz Hammermeister hier urkundlich erwähnt. 1434 gab es in Lauf bereits sechs Hämmer, die durch Wasserkraft angetrieben wurden; zwei davon gehörten Nürnberger Bürgern. 1464 gab es schon 12 Hämmer, und zwar sechs Messinghämmer und sechs Schmiedehämmer für Stahl und Blech. Daneben existierten noch vier Sägemühlen, zwei Schleifmühlen und mehrere Mahlmühlen. Das war für eine kleine Stadt in der damaligen Zeit eine ungeheure Gewerbekonzentration.

    Rentable Anlage

    Immer mehr Nürnberger Bürger legten hier Ihr Geld an und es brachte gute Zinsen. Während man von einem Mühlrad nur 12 fl Ertrag im Jahr erwirtschaftete, waren dies bei einem Rad, das mit dem Draht gezogen wurde, schon 50 fl und bei einem "Hammerrad" 62 fl, also das Fünffache.

    Der Rundgang ging vom ehemaligen ersten Laufer Elektrizitätswerk los, in dem sich heute der romantische Museumsladen befindet. Noch können die Stadtwerke mit Turbinen Strom erzeugen. Doch der Weg führte über Stege an Wasserrädern vorbei in die altdeutsche Mahlmühle, in der geschrotet und Getreide zu Mehl vermahlen wurde. Hier befinden sich auch vollautomatische Walzenstühle und eine Schleifmaschine, mit der in die großen Stahlwalzen Riffel geschliffen werden konnten.

    Bis zu acht Mal gemahlen

    Der Abstand der Walzen wurde verändert, so dass das Mehl bei jedem Mahlgang immer feiner wurde, Es wurde bis zu acht Mal gemahlen und gesiebt. Der Transport ging über Elevatoren, das sind Endlosriemen, die mit Meinen Blechschaufeln versehen sind und in Bretterschächten von unten nach oben laufen. Das meist dunkle Vollkornmehl wurde gesiebt und dadurch in feines und gröberes Mahlgut getrennt. In 24 Stunden konnte so eine Tonne Roggen zu Mehl gemahlen werden. Gern hat man so lange gemahlen, wie Mahlgut und genügend Wasser vorhanden waren. Wenn man aufhörte und einige Zelt pausierte, dann musste die ganze Anlage gereinigt werden, damit sich nicht, das Ungeziefer wie Mehlmotten zu stark vermehrte. Stilgerecht huschte bei diesem Stichwort die Museumskatze über den Dachboden. Sie ist auch heute noch nötig, da vom Wasser immer wieder Ratten in die Gebäude eindringen. Die Führerin zeigte nun noch eine Besonderheit, eine wasserradgetriebene Nähmaschine, mit der Säcke genäht wurden.

    Diese Nähmaschine im Laufer Industriemuseum wird vom Wasserrad angetrieben.        Foto: H. Süß
    Diese Nähmaschine im Laufer Industriemuseum wird vom Wasserrad angetrieben.        Foto: H. Süß

    Ganz anders sah es in der Hammerschmiede aus, die bis 1972 von der Familie Engelhard betrieben wurde. Zwar sind die alten Hämmer, die von Wellen gehoben wurden, durch moderne Hämmer ersetzt, aber auch diese sind schon über 100 Jahre alt und wirken äußerst wuchtig. Sie haben eine Schlagkraft von einer Tonne. Im Werk befinden sich eine große Esse, ein Lufthammer (Oberdruckhammer) und auch ein früher Härteofen der Firma Linn aus Hersbruck.

    Das Hammerwerk hat für die südbayerische Eisenindustrie wie zum Beispiel Kraus-Maffei und für den Eisenbahnbau gearbeitet, später auch für die Firma Kugelfischer. Früher dagegen wurde mit Holzkohle geschmiedet, die aus den Fähren des Nürnberger Reichswaldes, des Steckerleswaldes, hergestellt wurde. Damals stellte man Pflüge, Eisenbänder, Geräte, Stangen und Radnaben her. Kurze Zeit war hier auch eine Drahtzieherei und Draht war der Grundstoff für die Herstellung von Kettenhemden.

    Die Wasserräder im Fluss haben einen Durchmesser von sechs Metern und werden durch das laufende Wasser als Laufräder angetrieben, unterschlächtig also. Zu jedem Wasserrad ist ein eigener Zulauf erforderlich. Das Wasserrad bringt eine Leistung von 16 bis 20 PS. Natürlich schaute man sich auch noch in den Ausstellungsräumen im einstigen Metallhammer um, wo heute eine komplette Flaschnerwerkstatt zu sehen ist. Auch die Wohnung des Werkmeisters des ersten Elektrizitätswerks um die Jahrhundertwende gefiel allen sehr. Hier wurde erstmals gemeindlicher Strom hergestellt und an Weihnachten 1899 leuchteten in der Laufer Johanniskirche vier elektrische Glühlampen auf. Es wurde Gleichstrom von 110 Volt erzeugt. Bald brannten in Lauf schon über 1500 Glühbirnen. Das elektrische Zeitalter hatte begonnen.

    Staunend betrachtete man die riesigen Geräte im Untergeschoss. Aber leider konnte die Museumsführerin das Rad nicht einschalten. Sie erklärte auch warum. Das Tempo des Wasserrades wäre so groß, dass es zerschlagen werden würde, wenn es nicht durch Kraftübertragung gebremst würde.

    Tief beeindruckt verließen die zahlreichen Besucher das Mühlenmuseum, in dem eine ganze Epoche der vorindustriellen Wirtschaftsgeschichte dokumentiert wird, und saßen danach noch bei einem Bier im gemütlichen Turmstübchen zusammen. 

    HELMUT SÜß

     

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    Samstag/Sonntag, 23./24. Dezember 2000

    Kultur in Kürze 

    Matinee im Turm

    Zu einer Matinee luden die Hersbrucker Altstadtfreunde in ihren Turm ein. Am Ewigkeitssonntag las Heinz Bauer aus Krabat, einem Roman von Otfried Preußler. Darin geht es um Leben und Tod, um einen Jungen, der in einer verwunschenen Mühle arbeitet und dem Tod geweiht ist, aber erlöst wird. Der Roman spielt in Schwarzkolm, einem Straßendorf in der Lausitz, unweit von Hoyerswerda, und wurde von Preußler nach einer alten sorbischen Sage gestaltet. Bauer las anfangs besonders die Stellen aus dem 250-seitigen Buch vor, in denen von der Arbeit des Müllers berichtet wird - entsprechend dem Jahresthema der Altstadtfreunde. Im Winter musste nicht nur Schnee geräumt, sondern auch das Eis von der Rinne und dem Mühlrad abgeschlagen werden. Anschaulich wird dargestellt, wie ein neues Mühlrad gezimmert und von den Müllersburschen eingehängt wird. Auch das Richtfest und die Feier des Radhubs werden geschildert. Bauer hatte aufmerksame Zuhörer. Das Buch ist ein Meisterwerk der Literatur, für Jugendliche geschrieben, in viele Sprachen übersetzt und auch für Erwachsene interessant.
     


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