Feines Holz für jede Strähne
HZ  Montag 1. Julei 2019               
Altstadtfreunde Hersbruck bei Kammacherin Groetsch in Enzendorf


Ein Spaziergang am Oberlauf der Pegnitz führte die Altstadtfreunde Hersbruck von der Mühle in Enzendorf zur uralten Griesmühle, zur ehemaligen Harnbachmühle und nach Rupprechtstegen. Höhepunkt: der Besuch beim Kammacher in Enzendorf.

Dort wurden sie von der Kammacherin Melanie Groetsch und ihrer Tochter Lisa herzlich empfangen. In der einstigen Saigerhütte, einem Hammerwerk, wurde von 1466 bis 1577 von den Herren von Harsdorf und den Ebnern von Eschenbach aus dem Kupfererz durch ein besonderes Verfahren Silber herausgeholt.

Danach war die Mühle vor allem ein Sägewerk. Der Urgroßvater von Melanie Groetsch war 1848 Kammachermeister in Burgthann. Einige Jahre später zor er nach Rollhofen und stellte dort Kämme aus Bein, Schildplatt, Horn und Holz her. Auch sein Sohn wurde wieder  Kammacher. Neben ihm gab es in Nürnberg, das damals ein Zentrum der Kammherstellung war, noch rund 300 weitere Kammacher, die an der Werkbank standen und mit der kleinen Blattsäge die Schlitze mit der Hand in das Holz sägten.

Er erwarb die Mühle in Enzendorf um 1970 und erfuhr von einer Maschine, die man in England erfunden hatte. Er soll dorthin gefahren sein und war so begeistert, dass er das kleine Wunderwerk erwarb und nach Hause liefern ließ. So ging es viel schneller, die Wasserkraft der Pegnitz ermöglichte die pausenlose Arbeit. Die Firma wurde vergrößert und die Produktion ebenfalls.

Die Nachfrage brach ein, als die Plastikkämme auf den Markt kamen. Doch in den letzten Jahren hat sich ein neues Bewußtsein für orignale Handwerkskunst und Liebe zu natürlichen Stoffen entwickelt. Heute werden die Kämme in verschiedenen Größen und aus den unterschiedlichsten Hölzern hergestellt: Von Apfel und Kirsche, Ahorn und Hainbuche, aber auch von seltenen Bäumen wie Elsbeere und Speierling. Sie hat richtig Ehrfurcht vor dem Holz, das wie der Speierling 100 Jahre wachsen muss, bis sie es verwenden kann.

Damit der Kamm nicht bricht, werden zuerst Brettchen mit Längsfaser auf einen Holzkotz mit Querfaser verleimt. Von diesem werden dann Scheiben abgeschnitten, die konisch sind,  da der Kamm am Oberteil stärker ist als unten bei den Zähnen. Danach werden die Rohkämme ohne Zahnung in die Maschine eingespannt und es erfolgt die Sägung der Zahnung, die schmal und breit sein kann, aber auch in der Tiefe einstellbar ist. Der erste und letzte Zahn ist dabei nicht so tief eingesägt.

Anschließend werden dann diese Rohkämme noch geschliffen und die Grate entfernt, damit ein geschmeidiges Kämmen möglich wird. Frau Groetsch führte alle Schritte vor, erklärte es und als einer von der Gruppe mehrmals nachfragte, argwöhnte sie, ob dieser vielleicht auch Kämme herstellen wolle, denn schließlich ist der Kammacher kein Ausbildungsberuf mehr, da es keine Kammacher-Meister mehr gibt.


Kammacher                       Kammacher2


Im Ausstellungsraum konnten die vielen unterschiedlichen Kämme besichtigt und erworben werden. Georg Hutzler bedankte sich bei der Kammacherin ganz herzlich und überreichte eine Schrift von den Altstadtfreunden als Dank für die sehr anschauliche Führung.

Dann wanderte man im Schatten zur nahen Griesmühle, die fast am Ende eines Bachtales nun seit über 1000 Jahren sich dort befindet. Am Wasserfall vorbei ging es dann bachabwärts zum Gelände der Harnbachmühle, wo nur noch das Wasserrad und eines der historischen Gebäude von ehemals dreien steht.

Nun ging es am rechten Pegnitzufer flußaufwärts ins nahe Rupprechtstegen, wo man im Biergarten vor dem Rastwaggon zum Abendessen einkehrte.


Reichenschwand, 20.6.2019                                                                                                                                                Helmut Süß


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