TSV Winkelhaid – TSV Schwabmünchen
44:24 (21:8)

Der TSV Winkelhaid feiert in der Handball Bayernliga der Frauen einen wahren Torrausch. Mit dem für Winkelhaider Frauenmannschaften neuen Rekordergebnis von 44:24 wurde der TSV Schwabmünchen auf die lange Rückreise nach Schwaben geschickt. Restlos begeisterte Zuschauer im Sportpark kamen wieder einmal voll auf ihre Kosten und feierten die Mannschaft überschwänglich. Schon beim Halbzeitstand von 21:8 war die Partie gelaufen, doch torhungrige Winkelhaiderinnen ließen im Angriff nicht locker und veranstalteten ein Schaulaufen der Extraklasse.

Die Mannschaft von Attila Kardos war derart in Spiellaune, dass man gar nicht mehr wusste, welches der unzähligen wunderbar herausgespielten Tore nun das Schönere war. Auch der ansonsten immer kritische Coach war für einmal mit der Angriffsleistung ohne Abstriche vollauf zufrieden. „Wir haben nach der Angriffsflaute in Rimpar unter der Woche intensivstes Angriffstraining praktiziert und die Mannschaft hat dabei voll mitgezogen. Toll wie sie diese Einstellung jetzt auch auf das Spielfeld übertragen konnte“, gab es ein kollektives Sonderlob für die ganze Mannschaft.

Eine gute Entscheidung war auch die auf einigen Positionen geänderte Anfangsaufstellung. Nina Custovic begann auf der wichtigen Spielmacherposition in der Mitte und Barbara Purucker ging dafür an den Kreis, eine Position, die sie schon seit jeher exzellent zu spielen vermag. Die nach einem Kreuzbandriss wieder genesene Ramona Weishäupl feierte nicht nur ihr Comeback in der ersten Mannschaft, sondern durfte sogar gleich von Anfang an auf Linksaußen ran und bekam auch lange 25 Minuten Einsatzzeit. Ihre Abwehraufgabe erledigte sie hervorragend, wenn es auch zu einem ersten Torerfolg nicht reichen sollte. Das lag vor allem an einer wie aufgedreht wirbelnden Konni Beck, die in den ersten 15 Spielminuten nicht zu bremsen war. Sie hatte es kaum einmal nötig den Ball auf Außen abzulegen, da die Gästedeckung meist bei ihr schon ausgespielt war. Durch das bewegliche und druckvolle Angriffsspiel gegen Schwabmünchens defensive 6-0 Deckung bekam sie von ihren Mitspielerinnen immer wieder die linke Seite frei geräumt und nutzte ihre Möglichkeiten bis auf einen Lattenknaller mit viel Power und Durchsetzungsvermögen. Von den ersten 10 Winkelhaider Toren erzielte sie alleine 7, die anderen 3 versenkte Nina Custovic bei zwei Strafwürfen und einem Durchbruch. Dabei zeigte sie für einmal ihre großen technischen Fähigkeiten, als sie mit einer Passtäuschung die gesamte Innenverteidigung in die falsche Richtung schickte und durchbrach. Solche Szenen möchte man von ihr noch viel öfter sehen, da sie den Tordrang noch zu oft vermissen lässt. Als Spielmacherin machte sie allerdings eine hervorragende Figur, verteilte die Bälle geschickt und war als Vorbereiterin an etlichen Treffern maßgeblich beteiligt.

10:6 stand es, als der TSV sich aufmachte den Kontrahenten völlig zu überrennen. Die durchaus nachvollziehbare Manndeckung gegen Konni Beck verschaffte den übrigen 5 TSV-Angreiferinnen soviel Raum, dass fast in jedem Angriff ein Treffer fiel. Wurde der Ball nicht schon durch einen der meist von Vroni Petzold abgeschlossenen und traumhaft sicher vorgetragenen Konter im gegnerischen Tor untergebracht, löste Barbara Purucker ihre Kreisposition auf und man spielte im Positionsangriff 5 gegen 5. Vroni Petzold bereitete zweimal mit tollen Zweikämpfen die Durchbrüche für Barbara Purucker vor oder spielte auf Rechtsaußen Sarah-Maria Wolf frei, die ebenfalls sicher traf. Grundlage für die Ballgewinne war die wieder gut aufeinander abgestimmte Deckung, hinter der Janine Wiesend der inzwischen schon gewohnt sichere Rückhalt war und 13 Paraden zeigte. Schwabmünchen kam dadurch fast ausschließlich durch einige eigene Konter oder die gut gespielte Schnelle Mitte zum Erfolg. Ab dem 14:8 war das Gästepulver endgültig verschossen und Winkelhaid baute die Führung mit 7 Treffern in Folge zum 21:8 aus.

Einige Wechsel vollzog Kardos in der Halbzeitpause, in der er seine Spielerinnen lediglich aufforderte nicht nachzulassen und weiter die große Spielfreude der ersten Hälfte zu zeigen. Nachdem Kathi Meier bereits kurz vor der Pause auf Linksaußen ins Spiel kam, folgte jetzt auch Melli Kraus auf Rechtsaußen. Beide zeigten eine sehr ansprechende Partie und hatten vor allem ihre Abwehraufgaben voll im Griff. Besonders Kathi Meier war auf der wichtigen offensiven Halblinks Abwehrposition eine Bank und ließ nicht einen einzigen Durchbruch zu. Zudem war sie immer im richtigen Moment helfend zur Stelle, wenn andere Mitspielerinnen in Schwierigkeiten gerieten. Beide krönten unter frenetischem Beifall der zahlreichen Fans auch ihre guten Angriffsleistungen mit je 2 Toren. Zudem kam Sandra Christlein auf ihre angestammte Kreisposition und Andy Bachmeier in den rechten Rückraum. Und gerade diese beiden sollten im weiteren Verlauf ein kleines Traumduo bilden. Herrlich wie Andy Bachmeier immer wieder mit raffinierten Kreisanspielen die gegnerische Deckung überraschte und Sandra Christlein sicher abschloss oder siebenmeterreif gefoult wurde.

Angetrieben von den Drummerboys und Hallensprecher Christian Piel, war der TSV jetzt dem Torrausch ganz und gar erlegen. Alleine 14 der 23 Tore in der zweiten Hälfte wurden per Gegenstoß erzielt. Rasant die Durchbrüche von Vroni Petzold, herrlich das über nur 3 Stationen herausgespielte Kontertor von Chrissie Zimmermann und raffiniert das Tor von Andy Bachmeier, die als Linkshänderin von weit auf Linksaußen die gegnerische Torhüterin mit einem Dreher aus dem Nullwinkel überraschte. Bei soviel Handballlust konnte auch die Tatsache, dass Schwabmünchen nun auch mitspielen durfte und 16 Tore in der zweiten Hälfte zugestanden bekam, die Stimmung nicht im geringsten trüben.

Eine Welle der Begeisterung schwappte durch die Halle, als es Melli Kraus vorbehalten war, erstmals in der Winkelhaider Frauenhandballgeschichte in einem Pflichtspiel das 40. Tor zu werfen. Vorher stand die Höchstmarke noch beim 38:17 Aufstiegssieg in Erding. Da dieser Rekord dann auch noch weiter zum 44:24 Endstand ausgebaut wurde, dürfte dieser erst einmal wieder eine Weile bestehen bleiben.

Die Winkelhaiderinnen haben sich mit diesem Sieg im vorderen Tabellendrittel festgesetzt, während Schwabmünchen harten Zeiten entgegen geht. Da jetzt auch noch mit Sibylle Jendrzej ihre beste Spielerin mit einer Knieverletzung komplett ausfällt, dürfte es mit dem Klassenerhalt nicht leichter werden. Allerdings muss man feststellen, dass es Winkelhaid auch schon mit schwächeren Gegnern zu tun hatte, gegen die man sich nur deutlich knapper durchsetzen konnte.

Am kommenden Samstag folgt nun der Knüller in Regensburg, bei dem der TSV nichts zu verlieren hat und ganz befreit in die Partie gehen kann. Ein Sieg beim neben Vaterstetten zweiten Regionalligaabsteiger ist illusorisch und die 2 Minuspunkte müssen einkalkuliert werden. Die Donaustädterinnen haben sich nach zwei Abstiegen nacheinander aus der 2. Bundes- bzw. Regionalliga den sofortigen Wiederaufstieg zum existenziellen Ziel gesetzt. Nach der Auftaktniederlage in Weidhausen wurden sie den Ansprüchen in der Folge mehr als gerecht, als etliche hohe Siege eingefahren wurden und zuletzt auch Vaterstetten im Spitzenspiel 22:20 bezwungen wurde. Somit wird die Meisterschaft voraussichtlich nur noch zwischen den beiden Ex-Regionalligisten ausgespielt. Und da kann sich der ESV keine Niederlage gegen Winkelhaid leisten.

Aufstellung:
Sabine Huppert
Janine Wiesend
Bianka Turinsky

Konni Beck                           12
Vroni Petzold                        9/1
Barbara Purucker                5
Andy Bachmeier                  3
Sandra Christlein                 3                    
Christine Zimmermann        2
Nina Custovic                       5/3
Sarah-Maria Wolf                 1
Kathi Meier                           2
Melli Krauß                            2
Ramona Weishäupl             0