ESV Regensburg - TSV Winkelhaid
30:28 (11:12)

Erhobenen Hauptes kehrten die Winkelhaider Handballerinnen aus Regensburg zurück. Dort mussten sie zwar eine hauchdünne 28:30 Niederlage einstecken, brachten den hoch favorisierten Gegner aber an den Rand einer Niederlage und verkauften sich so teuer wie möglich. Ausschlaggebend für die Niederlage war eine in der zweiten Hälfte deutlich nachlassende Deckungsarbeit, die dem ESV zu viele leichte Tore ermöglichte.

Es war das Spitzenspiel das man sich der Papierform nach erwarten konnte. Zwei offensiv ausgerichtete Mannschaften boten viel Dynamik, Tempo und großen körperlichen Einsatz und verlangten sich dabei alles ab. Besser ins Spiel kamen die Winkelhaider Gäste, die dem Regensburger Angriffsdruck in der gesamten ersten Hälfte sehr gut standhalten konnten. Hinter der 3-2-1-Deckung stand zudem mit Janine Wiesend eine starke Torhüterin, die vor allem von den Außenpositionen kaum zu bezwingen war. So konnte sich der TSV nach dem 2:2 Ausgleich durch einen Durchbruch von Veronika Petzold im weiteren Verlauf bis zum 6:3 absetzen. Barbara Purucker mit einem beherzten Zweikampf von Linksaußen, Konni Beck mit einem Rückraumknaller und einem Gegenstoß sowie Nina Custovic mit einem verwandelten Strafwurf waren dafür verantwortlich. Erst 9 Minuten waren da gespielt und Winkelhaid war in dieser Phase das bessere Team. Danach folgte allerdings eine ob der Offensivqualitäten seltsam anmutende Angriffsflaute beider Mannschaften, als in den nächsten 8 Minuten nur gerade der 6:4 Anschlusstreffer Regensburgs fiel. Gerade hier versäumten es die Winkelhaiderinnen sich gegen den Kontrahenten weiter abzusetzen. Siebenmal in Folge war man in Ballbesitz und brachte keinen einzigen Treffer mehr zustande. Erst Konni Beck brach den Bann mit einem weiteren Rückraumtreffer zum 7:4, was auch gleichzeitig der Auftakt für ein wilde Berg- und Talfahrt in der Schlussphase der ersten Hälfte war. Beide Spitzenteams, dazu kann sich inzwischen auch der TSV nach den zuletzt gezeigten Leistungen zählen, fanden zu ihrer anfänglichen Treffsicherheit zurück und es hagelte Tore im Sekundentakt. Es blieb kaum einmal Zeit einen Treffer auszukosten, denn der Gegner war schon wieder vehement im Anmarsch. Regensburg glich mit einem Dreierpack zum 7:7 aus, was Winkelhaid erneut zum 9:7 kontern konnte. Sandra Christlein gelang dieser Treffer per Gegenstoß. Endlich ein Situation, in der sie sich den Ringer-Würgegriffen der ESV-Deckungsspielerinnen entziehen konnte. Die TSV-Kreisspielerin war die Hauptleidtragende der von den Schiedsrichtern sehr großzügig ausgelegten Regeln und wurde ohne Konsequenzen für die Deckungsspielerinnen gestoßen, geklammert und festgehalten. Dies ließen die ansonsten ganz gut leitenden Referees allerdings auf beiden Seiten zu, was der TSV nicht genügend für sich ausnutzen konnte. Nur gerade 3 gelbe Karten und keine einzige Hinausstellung gab es gegen den TSV, der in vielen Szenen nicht aggressiv genug gegen die Angriffspower der Donaustädterinnen vorging. Hinzu kamen jetzt einige eklatante Fehlpässe, die es den Gastgerberinnen ermöglichten mit einem weiteren Dreierpack per Gegenstoß erstmals wieder nach dem 2:1 mit 10:9 in Führung zu gehen. Der TSV hielt jedoch beherzt dagegen und holte sich die 12:11 Halbzeitführung durch Barbara Purucker, Konni Beck und Veronika Petzold wieder zurück.

Der Beginn der zweiten Halbzeit geriet zu einem munteren Scheibenschießen. Als hätten beide Mannschaften die Deckungsarbeit eingestellt, fielen die Treffer wie reife Früchte auf beiden Seiten. Wieder war es der TSV, der diese starke Angriffsphase durch die jetzt immer mehr nachlassende Abwehr nicht ausnutzen konnte, um sich vom Gegner zu distanzieren. Dies lag auch daran, dass von den Winkelhaider Torhüterinnen kaum noch Unterstützung kam. Während sich Regensburgs Ines Flesch auf der anderen Seite immer mehr steigerte, ließen Janine Wiesend und Sabine Huppert etliche haltbare Bälle durch. Zudem wurden Winkelhaider Abwehrspielerinnen teilweise auf dem sprichwörtlichen Bierdeckel ausgetanzt und ließen dadurch viel zu leichte Gegentore zu, für die sich der ESV nicht einmal anzustrengen brauchte. Der TSV legte zwar noch das 13:11 und das 14:12 durch zwei Durchbrüche von Vroni Petzold vor, doch danach entwickelte sich eine rassige und ausgeglichene Partei, in der sich keiner der Kontrahenten um mehr als einen Treffer Differenz absetzen konnte. Mit offenem Visier und ohne taktische Zwänge ließen beide Mannschaften ihrem Angriffsdrang freien Lauf und boten den zahlreichen Zuschauern feine Handballkost. Herrlich der Rückraumschlagwurf aus dem Lauf von Konni Beck zum 17:17 oder Barbara Puruckers Durchbruch durch das Abwehrzentrum Regensburgs zum 18:18. Auch Nina Custovic fasste sich ein Herz und tankte sich durch den engen Abwehrriegel hindurch zum 19:19, dem sie per Strafwurf zum 20:19 die letztmalige Winkelhaider Führung folgen ließ. Ab da gelang nur noch Andy Bachmeier durch ihren hervorragenden Wurf von Rechtsaußen in den langen Winkel ein Ausgleichstreffer beim 22:22. Sie war es auch, die mit einem raffinierten Heber den Anschluss zum 25:26 schaffte. Jetzt wurde dem TSV sein mangelhaftes Überzahlspiel zum Verhängnis. Anstatt die numerische Überlegenheit auszunutzen, machte man gerade jetzt die wirklich schlimmen technischen Fehler ohne Not und ließ zudem den ESV Angriff weiterhin durch die Deckung spazieren. Der nutzte dies zur vermeintlich vorentscheidenden 28:25 Führung. Winkelhaid stand aber nochmals auf und kämpfte wacker. Janine Wiesend bekam jetzt wieder die Hand öfter an den Ball, was Andy Bachmeier und Sandra Christlein nach dem zwischenzeitlichen 26:29 Rückstand zum 28:29 Anschluss nutzen konnten. Duplizität der Ereignisse dann in den letzten 40 Sekunden. In Überzahl spielend schaffte es der TSV nicht mehr dem Gegner den Ball abzunehmen oder ihn zumindest in eine schlechte Wurfposition abzudrängen. So konnte die Tschechin Monika Stoilovova erneut durch das Winkelhaider Abwehrzentrum durchbrechen und die Entscheidung zum 28:30 Endstand aus Winkelhaider Sicht herbeiführen.

Am Ende gaben die größerer Erfahrung und Physis den Ausschlag, dass sich der ESV Regensburg nach der überraschenden 22:23 Niederlage von Vaterstetten in Bergtheim erstmals - zumindest nach Minuspunkten - an die Tabellenspitze setzen konnte. Für Winkelhaid steht jetzt mit 7 Minuspunkten endgültig fest, dass man in dieser Saison (noch) nicht um die vorderste Spitze wird mitspielen können. Das Saisonziel Platz 3 bis 5 dürfte angesichts der zuletzt gezeigten Leistung jedoch realistisch sein. Dafür müssen am kommenden Samstag im Heimspiel gegen den HC Erlangen allerdings zwei weitere Zähler eingefahren werden. Die Erlangerinnen laufen derzeit mit nur 6 Pluspunkten ihren eigenen Ansprüchen etwas hinterher und liegen mit Rang 10 im Moment sogar auf dem ersten der vier Abstiegsplätze.

Aufstellung:
Sabine Huppert
Janine Wiesend
Bianka Turinsky

Konni Beck                           7
Vroni Petzold                        7
Barbara Purucker                4
Andy Bachmeier                  3
Sandra Christlein                 3                    
Christine Zimmermann        0
Nina Custovic                       4/2
Sarah-Maria Wolf                 0