TSV Winkelhaid – TV Marktleugast
27:15 (13:8)
Einen sicheren 27:15 Heimsieg gegen den Tabellenvorletzten aus Marktleugast landeten die Bayernliga-Handballerinnen des TSV Winkelhaid. Auf Grund der klaren Überlegenheit seiner Mannschaft konnte es sich TSV-Coach Attila Kardos erlauben seine Stammkräfte zu schonen und den jungen Nachwuchsspielerinnen eine Chance zu geben. Die machten ihre Sache durch die Bank ganz hervorragend und bekamen lange Spielzeiten. Dadurch konnten sich die gerade erst von einer Grippe genesene Konni Beck, Barbara Purucker und Sandra Christlein weite Teile des Spiels für einmal geruhsam von der Bank aus anschauen. Außerdem begann auch Torhüterin Bianka Turinsky erstmals in dieser Saison von Beginn an und erzielte eine hervorragende Haltequote von fast 50% (7 Paraden bei 15 Würfen). Noch etwas besser machte ihre Sache Janine Wiesend in der zweiten Hälfte, die 11 der 18 gegnerischen Würfe abwehren konnte und dabei sogar eine von ihr noch nie angebotene Spagatabwehr gegen einen tief gezogenen Ball zeigte.
Etwas frustriert müsste Linkshänderin Melli Krauß auf ihrer Rechtsaußenposition gewesen sein. Zu selten wurde sie von ihren Mitspielerinnen so schön freigespielt wie in der 6. Spielminute, als sie den Ball knallhart ins kurze obere Eck warf und ihr einziges Tor erzielte. Trotzdem machte sie eine beherzte Partie, ließ in der Abwehr gegen ihre durchaus quirlige Gegenspielerin nichts anbrennen und gab den aufgebauten Druck durch schönes Gegenstoßen an ihre Mitspielerinnen weiter. Im Gegensatz zur rechten Angriffsseite lief es auf der linken ganz hervorragend. Vreni Götz bekam tolle Anspiele auf Linksaußen und verwertete diese gegen die starke Torhüterin der Gäste Gabriele Höpfner allesamt. Sie zeigte wie man variantenreich und clever gegen eine entgegenspringende Torhüterin abschließen muss. Mal lang hoch in den Winkel, dann wieder flach ins kurze Eck oder durch die Beine von Höpfner. Alle 5 Versuche landeten im Netz. Nur vom Siebenmeterpunkt war sie in der ersten Hälfte nicht erfolgreich, befand sich da allerdings wie schon in Dachau letzte Woche in bester Gesellschaft von Vroni Petzold, Chrissie Zimmermann und Konni Beck. Erneut konnten nur 4 der 10 gegebenen Strafwürfe im gegnerischen Kasten untergebracht werden. Für ein absolutes Kuriosum sorgte dabei Konni Beck zum Ende des Spiels, als sie es fertig brachte mit nur 2 Würfen gleich dreimal den Pfosten zu treffen. Erst landete ihr eigentlich sehr gut geworfener Siebenmeter links unten am Innenpfosten und sprang direkt in ihre Arme zurück. Den Nachwurf donnerte sie als Fallwurf an den rechten Pfosten, von wo er direkt entlang der Torlinie an den linken Pfosten sprang und schließlich in den Armen von Höpfner landete. Barbara Purucker ersetzt Vreni Götz dann nahtlos und erzielte weitere 3 Treffer von Linksaußen, der an diesem Abend mit Abstand erfolgreichsten Position des TSV Winkelhaid. Ein Lob sprach Attila Kardos diesbezüglich jedoch auch seinen Rückraumspielerinnen aus, die über weite Strecken einen gepflegten und schnellen Ball spielten. Sie konnten sich immer wieder gefährlich machen und somit die Abwehr zum einschieben zwingen, wodurch erst die Lücken für die Außen entstanden.
Erstmals in dieser Saison begann Kardos gegen Marktleugast nicht mit der gewohnten 3-2-1 Deckungsformation, sondern mit einer deutlich defensiveren 6-0. Bekanntermaßen verfügen die Gäste kaum über die spielerischen Mittel eine engmaschig stehende Deckung auszuspielen. Das Konzept ging größtenteils auf, wenn den Winkelhaider Trainer auch Rückraum links Elke Ruckdeschel lügen strafte. Sie war noch die beste Angreiferin ihrer sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten wehrenden Mannschaft und konnte meist aus Freiwürfen heraus alle ihre 4 Tore in der ersten Hälfte erzielen. Sie profitierte dabei von zu zaghaft bzw. gar nicht heraustretenden Winkelhaider Abwehrspielerinnen, die ihre Sache ansonsten aber ganz hervorragend machten. Auf die immer wieder in die Abwehr laufenden, sich dort hin und her drehenden Oberfränkinnen gut eingestellt, fanden die nur selten den Weg zum Tor und wurden meist regelgerecht abgeblockt. Vor allem die gewohnt fleißige Kathi Meier stellte wie schon zuletzt ihr großes Abwehrtalent unter Beweis und hielt den Zentralbereich zusammen mit ihren Nebenspielerinnen sauber. Wenn dann doch einmal etwas durch das Bollwerk hindurch rutschte waren fast immer die Torhüterinnen zur Stelle. Auf der Gegenseite sah die „Abwehrarbeit“ da schon eher rustikaler aus. Kaum eine Winkelhaiderin kam einmal frei zum Wurf, ohne dass sie von hinten gestoßen, am Wurfarm zurückgerissen oder von der Seite angerannt wurde. Die 10 gegen Marktleugast verhängten Strafwürfe und die 6 Zeitstrafen haben hier schon einige Aussagekraft, wobei sie mit dieser Verteilung noch gut bedient waren. In einigen Situationen zogen die ansonsten aber sehr gut und unauffällig leitenden Schwandorfer Schiedsrichter Deml/Deml die progressive Bestrafungslinie nicht ganz konsequent durch.
Nach dem 13:8 zur Halbzeit mahnte Kardos seine Schützlinge zu etwas mehr Konzentration in der Deckungsarbeit an und die nahmen es sich zu Herzen. Bis zur 52. Spielminute erzielte der TSV ein Zwischenergebnis von 12:3, wobei sich Marktleugast immer wieder in der jetzt kaum noch etwas zulassenden Deckung Winkelhaids festlief und dadurch zu unzähligen technischen Fehlern oder Würfen aus schlechten Positionen gezwungen wurde. Nach vorne lief es weiter gut für den TSV und einige ganz zauberhaft herausgespielte Tore wurden den Fans bis zum 25:11 Zwischenstand vorgeführt. So das 18:9 durch Sarah-Maria Wolf, die bei einem angesagten Spielelement auf die spekulierende Abwehrspielerin vollkommen richtig reagierte und anstatt des vorgesehen Passes einfach selbst zum Tor zog und sicher verwandelte. Gleich im Anschluss lief Kathi Meier einen Konter über die linke Seite, wurde von Vroni Petzold mustergültig bedient und zog trotz der herannahenden Abwehrspielerin voll durch, um mit ihrem platzierten Wurf in den rechten Winkel Gabriele Höpfner nicht den Hauch einer Chance zu lassen. In der Schlussphase lief dann Chrissie Zimmermann zur Hochform auf und erzielte 4 der letzten 7 TSV-Tore. Eines war dabei schöner als das andere. Bei zwei Gegenstößen zog sie unwiderstehlich zwischen mehreren Abwehrspielerinnen hindurch zum Tor und verwandelte bombensicher. Noch vor einiger Zeit hätte sie hier wohl noch abgespielt. Besonders freute ihren Trainer ihr Rückraumtreffer zum 26:13, mit dem sie die Trainingsleistungen jetzt auch ins Spiel übertragen konnte. Zum Ende nutzte Marktleugast noch einige Abstimmungsprobleme in der Deckung zur Ergebniskosmetik, ehe Barbara Purucker zum 27:15 den Schlusspunkt hinter einen souveränen Heimsieg des TSV setzte. Mit dem Ergebnis kann man unter dem Strich hoch zufrieden sein, da haben sich gegen den unbequemen Gegner schon manche Favoriten deutlich schwerer getan.
Mit jetzt 25:11 Punkten eroberte sich Winkelhaid damit den 3. Tabellenplatz vom ASV Dachau zurück. Am kommenden Sonntag geht es zum Spitzenduell zum Tabellenführer TV Weidhausen. Der entledigte sich der schweren Auswärtsaufgabe souverän mit 28:20 beim HaSpo Bayreuth und steuert unaufhaltsam der Meisterschaft entgegen. Eine der erst zwei Saisonniederlagen kassierte der Spitzenreiter dabei allerdings ausgerechnet gegen den TSV. Eine weitere setzte es zudem noch im BHV-Pokal, so dass man die Winkelhaiderinnen danach prompt zum Angstgegner hochstilisierte. Der Druck liegt somit sicherlich auf Seiten Weidhausens, das aber selbst im Falle einer Niederlage noch einen Punkt vor dem einzigen verbliebenen Verfolger ESV Regensburg bleiben würde. Bei einem Sieg wären die Oberfranken so gut wie durch und könnten schon den Sekt für die Aufstiegsfeier kalt stellen.
Aufstellung TSV Winkelhaid:
Sabine Huppert Tor
Janine Wiesend Tor
Bianka Turinsky Tor
Konni Beck 3
Vroni Petzold 7/2
Barbara Purucker 4
Sandra Christlein 0
Christine Zimmermann 3
Sarah-Maria Wolf 1
Kathi Meier 1
Vreni Götz 6/1
Melli Krauß 1
Nina Custovic 1/1
Julia Heinicke 0