TSV Winkelhaid – HSV Bergtheim
34:21 (12:15)

 

Rätselhaftes passierte in der Halbzeitpause des letzten Bayernligaspiels gegen den HSV Bergtheim in der Kabine der Winkelhaider Handballerinnen. Eine regelrechte Metamorphose durchlief die gesamte Mannschaft, die nach mit 12:15 verlorener erster Halbzeit als unscheinbare kleine Raupe zum Pausentee ging und in einen wunderschönen Tagfalter verwandelt auf das Spielfeld zurückkehrte. Die Gäste aus Unterfranken wussten kaum wie ihnen geschah und verloren die zweite Spielhälfte mit 6:22 aus ihrer Sicht. Die Winkelhaiderinnen waren jetzt wie aufgedreht und lieferten ein buntes Potpourri aus aggressiver Abwehrarbeit, glänzend vorgetragenen Tempogegenstößen und variablem Angriffsspiel ab. Trainer Attila Kardos versicherte hinterher, der Mannschaft kein Aufputschmittel in die Pausengetränke geschüttet zu haben. Vielmehr wurden die Probleme der ersten Hälfte ruhig und sachlich besprochen, Änderungen im Abwehrverhalten abgestimmt und auf das Wurfverhalten gegen die im ersten Spielabschnitt zu häufig warm geworfene Bergtheimer Torhüterin Johanna Schestak eingegangen.

Probleme hatte der TSV vor der Pause vorwiegend im Abwehrbereich. Die Abstände zwischen den Spielerinnen waren teilweise zu groß, die Lücken am Kreis entsprechend. Auch fehlte die notwendige Zweikampfbereitschaft, so dass die Bergtheimerinnen schalten und walten konnte wie es ihnen beliebte. Pech hatte man bei einigen Abprallern, die in den meisten Fällen in den Händen von Gästespielerinnen landeten, die dann problemlos abschließen konnten. Ein 1:7 Rückstand war die Folge, ehe Winkelhaid besser ins Spiel fand. Nina Custovic, sie zeigte diesmal mehr Tordrang als zuletzt, und Chrissie Zimmermann konnten die Anschlusstreffer zum 5:8 markieren. Ein Abstand der in der Folge auch beim 12:15 Halbzeitstand noch aufzuholen blieb. Im Angriff lief der Ball ebenfalls noch nicht rund durch die eigenen Reihen. Es fehlten die flüssigen Kombinationen, die man vom TSV ansonsten gewohnt ist. Sicher steckte auch eine Menge Verunsicherung in den Aktionen nach zuletzt drei Niederlagen in Folge.

Umso bemerkenswerter die Leistung nach der Pause. Schnell wurde der Rückstand durch Konni Beck und Vroni Petzold auf 14:15 verkürzt. Nach dem 14:16 Bergtheims übernahm der TSV dann endgültig das Kommando und beim 17:16 auch erstmalig die Führung. Nach dem 19:18 hatte Bergtheim sein Pulver nun endgültig verschossen und wurde regelrecht überrollt. Die beiden gefährlichsten Gäste-Angreiferinnen Carolin Roth und Natascha Will wurden jetzt deutlich wurfhandseitiger gedeckt, so dass ihnen die Räume fast völlig beschnitten wurden und sie sich kaum noch in Szene setzen konnten. Hinzu kam, dass Sabine Huppert im Winkelhaider Tor einen Glanztag erwischte und reihenweise die Würfe der Unterfranken parieren konnte. Am Ende kam sie auf 18 Paraden in etwas mehr als 30 Minuten Spielzeit, ein überragender Wert.

An der Viererserie zum 23:18 war Konni Beck mit zwei Treffern beteiligt. Sie fand ihre Dynamik wieder und erzielte tolle Tore nach Durchbrüchen. Sarah-Maria Wolf kam nach einem in der ersten Hälfte erlittenen Schlag auf den Kopf wieder motiviert aufs Spielfeld zurück und stand in nichts nach. Auch sie gewann jetzt ihre Zweikämpfe und zog voll zum Tor durch. Als auch Melli Krauß ihr Tor zum 26:19 erzielte waren der Jubel groß und die Vorentscheidung gefallen. Die Schlussphase gehörte dann in einem regelrechten Schaulaufen der gesamten Mannschaft vorwiegend Sandra Christlein, die alleine vier der sieben Treffer vom 26:20 zum 33:20 erzielte. Als krönenden Abschluss setzte Vreni Götz den mit der Schlusssirene verhängten direkten Freiwurf über den verdutzten Bergtheimer Block hinweg zum 34:21 Endstand in die Maschen.

Die Winkelhaiderinnen beendeten somit eine insgesamt positiv verlaufene Saison mit 29 Punkten auf dem 5. Abschlussrang. Eine Verbesserung gegenüber der Vorsaison ist damit gelungen, vor allem wurden 8 Punkte mehr eingesammelt als noch in 2005/06. Mit 644 erzielten Toren liegt man im Spitzenfeld der Liga. Winkelhaider Torschützenkönigin wurde Vroni Petzold mit 134 Toren dicht gefolgt von Schwester Konni Beck mit 131 Treffern. Nur Aufsteiger Weidhausen und der Zweite Regensburg haben mehr Tore erzielt. Die letzten Entscheidungen in der Abstiegsfrage sind gefallen. Nach der Niederlage in Dachau ist der HC Erlangen als Tabellenelfter nach den bereits länger feststehenden TSV Schwabmünchen und TV Marktleugast sicher abgestiegen. Hoffnungen kann sich noch Wacker Burghausen machen, das bei einem Verbleib des TSV Ismaning in der Regionalliga wohl auch in der kommenden Saison wieder in der Bayernliga wird spielen dürfen. Hinzu kommen aus der Landesliga Tuspo Heroldsberg, HCD Gröbenzell und TV Nabburg.

Obwohl die Meisterschaft zu Ende ist haben die Winkelhaiderinnen noch ein großes Ziel vor Augen. Kommenden Samstag fahren sie erstmals in der Vereinsgeschichte zum Final Four um den Bayernpokal. Im Halbfinale treffen im oberbayerischen Weilheim zunächst um 15:00 Uhr der ASV Dachau und HaSpo Bayreuth aufeinander, ehe der TSV Weilheim die Winkelhaiderinnen ab 17:00 Uhr auf die Probe stellt. Um 19:30 Uhr findet dann das Finale der beiden Halbfinalsieger statt. Der unbedeutende dritte Platz wird nicht ausgespielt. Die Finalisten qualifizieren sich beide für die im September stattfindende 1. Runde des DHB-Pokals.

 

 

Aufstellung TSV Winkelhaid:

Sabine Huppert        Tor

Janine Wiesend       Tor

Bianka Turinsky        Tor

 

Konni Beck                           5

Barbara Purucker                3

Sandra Christlein                 5

Nina Custovic                       5/1

Christine Zimmermann        4/1                 

Sarah-Maria Wolf                 2

Kathi Meier                           0

Vreni Götz                             4/2

Melli Krauß                            1

Vroni Petzold                        5/2