Pokalspiel TV Weidhausen - TSV Winkelhaid
26:32 (12:16)
Souverän schafften die Winkelhaider Handballerinnen den Einzug ins Viertelfinale des BHV-Pokals. Mit 32:26 besiegten sie dabei schon zum zweiten Mal in der Saison den aktuellen Tabellenführer der Bayernliga TV Weidhausen und legten endlich einmal ihre Auswärtsschwäche ab.
Offensichtlich saß der Stachel der völlig missratenen 1. Halbzeit in Bergtheim noch tief und spornte den TSV an, es diesmal besser zu machen. Daran konnten auch die schlechten Nachrichten vor dem Spiel nichts ändern, als Andy Bachmeier krankheits- und Ramona Weißhäupl verletzungsbedingt für das Spiel absagen mussten. So musste Trainer Attila Kardos seine Abwehr umformieren, da für Andy Bachmeier die wichtige Vorne Mitte Position neu besetzt werden musste. Zudem galt es eine Lösung zu finden, die Kreise der gefährlichsten Weidhauser Angreiferin Katja Gahn einzuengen. Sie war im Meisterschafts-Hinspiel kaum in den Griff zu bekommen. Die taktischen Varianten von Kardos sollten sich letztlich als Matchwinner herausstellen. Vroni Petzold wechselte als direkte Gegenspielerin von Katja Gahn auf die halblinke Abwehrseite und Nina Custovic auf Vorne Mitte. Vroni Petzold erledigte ihre Aufgabe ganz hervorragend, ließ sich gegen die teilweise stereotypen aber schnellen Täuschungen der ehemaligen Jugend-Nationalspielerin immer im richtigen Moment zurückfallen und brachte die Linkshänderin dadurch in Schritte-Gefahr. Die integrierten Hilfsfunktionen von Hinten Mitte Barbara Purucker und Nina Custovic schlossen doch entstehende Lücken endgültig. Durch die Hilfen gegen Gahn kamen zwar immer wieder die Außen Weidhausens zum Abschluss, fanden dort jedoch in der Mehrzahl der Fälle ihren Meister in der wieder erstarkten Sabine Huppert im Winkelhaider Tor. Ihr stand in den letzten 10 Minuten auch Janine Wiesend in nichts nach und zeigte wieder ihre alte Form, die sie während der Vorrunde zu einer Bank im Winkelhaider Tor hat werden lassen. Über die Leistung der beiden freute sich Kardos ganz besonders, denn nun gehen sie nicht mit dem Negativgefühl aus Bergtheim, wo beide einen rabenschwarzen Tag erwischt hatten, in die einmonatige Winterpause.
Von Beginn an übernahmen die Winkelhaiderinnen nach einer kurzen nervösen Abtastphase das Zepter und die Führung. Vroni Petzold, Barbara Purucker und Sandra Christlein brachten den TSV gleich mit 3:0 in Front. Es war auch in der Folge der Tag der Sandra Christlein, die zum einen von den Rückraumspielerinnen immer wieder herrlich freigespielt wurde – allen voran Vroni Petzold, die mit ihren unnachahmlichen Zweikämpfen den notwendigen Raum für Christlein schuf - und sich dann gegen die vehemente Gegenwehr der Weidhauser Deckung durchsetzen konnte. Sie erzielte dabei nicht nur 6 eigene herrliche Kreistore sondern holte auch etliche Strafwürfe heraus. Zudem hatte sie eine tolle Übersicht, als sie körperlich hart angegangen den Ball immer noch zur besser postierten Mitspielerin weiterbrachte. Die Winkelhaiderinnen waren fast ein wenig verwundert, dass sie beim 4:1 nach etwa 10 Minuten immer noch in Führung lagen, als sich die ersten Fehler einschlichen. Weidhausen zeigte seine Gefährlichkeit und nutzte die kurzzeitig entstehenden Lücken in der TSV-Deckung konsequent aus. Vor allem Kristin Fischer auf RL war gegen die auf der rechten Abwehrseite defensiv deckenden Winkelhaiderinnen ein ständiger Unruheherd. Der zweite TV-Star - Katja Gahns Schwester Christine – war hingegen auf RM wie schon im Hinspiel vollständig abgemeldet. Als sie noch in der 1. Hälfte mit einer Nasenverletzung ausschied tat das dem Weidhauser Spiel zumindest keinen Abbruch. Die blieben dran und erzielten beim 7:7 erstmals und beim 9:9 letztmals den Ausgleich. Doch Winkelhaid war an diesem Nachmittag einfach gut drauf und von einer Auswärtsschwäche war nichts zu sehen. Mit viel Selbstvertrauen ging man in die Angriffe, gewann viele Zweikämpfe und war auch beim Abschluss sicher. Der Vorsprung wuchs wieder an und erreichte beim Siebenmeter von Nina Custovic zum 16:11 erstmals 5 Tore Differenz. Einen vermeidbaren Gegentreffer durch Kristin Fischer mit der Halbzeitsirene zum 16:12 musste Sabine Huppert dann noch hinnehmen.
Der Beginn der zweiten Hälfte gehörte weiterhin den Gästen. Erst ab dem 19:13 leistete man sich einige fatale Minuten und ließ den TV Weidhausen ins Spiel zurück finden. Im Angriff suchte man den Abschluss jetzt teilweise überhastet. Die Kreisanspiele waren nicht mehr so gut vorbereitet und führten ebenso wie verunglückte Gegenstoßpässe zu Ballverlusten. Die konnte Weidhausen zu einer 5:1 Serie nutzen, da die TSV-Deckung in der Rückzugsphase viel zu leger agierte und sich erst umdrehte als die Gastgeberinnen schon mit viel Tempo an ihnen vorbei rauschten. Opfer ihrer eigenen Nachlässigkeit wurde Nina Custovic, die eine völlig berechtigte rote Karte gezeigt bekam, als sie Katja Gahn viel zu spät und daher von hinten am Wurfarm attackierte. Für sie rückte Chrissie Zimmermann auf Vorne Mitte und passte sich nahtlos in das gute Abwehrkonzept des TSV ein. Kathi Meier ging zunächst auf Rechtsaußen um im weiteren Verlauf die Kreisposition von Sandra Christlein zu übernehmen. Sie zeigte wohl das bisher beste Spiel im Dress der Frauenmannschaft. Hinten schaltete sie Kristin Fischer komplett aus, die es immer wieder mit Einzeldurchbrüchen gegen das vermeintlich junge und unerfahrene Opfer versuchte. Siegerin blieb in allen Fällen Kathi Meier. In der Deckung seit jeher stark konnte sie diesmal auch im Angriff Akzente setzen. Erst von Rechtsaußen, dann im Gegenstoß und letztlich auch vom Kreis avancierte sie erstmals zur dreifachen Torschützin.
Dies war denn auch die Initialzündung für ein wieder besseres Angriffsspiel des TSV, der seine kurze Schwächphase schnell wieder überwand. Die komplette Manndeckung gegen Katja Gahn tat sein übriges, so dass Weidhausen nichts mehr entgegen zu setzen hatte. Der Vorsprung wuchs nach dem noch knappen 21:19 bis zum maximalen Abstand von 30:23 stetig an. In dieser Phase explodierte die bis dahin noch unauffällig spielende Konni Beck einige Male und Sarah-Maria Wolf spielte gut auf Rückraum Mitte und schloss beherzte Durchbrüche sicher ab. Als Melli Krauß zum 29:23 von Rechtsaußen rotzfrech in den kurzen oberen Winkel einnetzte, konnte sich jede Winkelhaider Feldspielerin in die Torschützenliste eintragen. Dies bestätigt auch auf dem Papier die hervorragende Mannschaftsleistung, in der jede Spielerin die ihr zugedachten Aufgaben erfüllte. Als beim 32:26 der Schlusspfiff ertönte, war die Freude groß am Erreichen des Viertelfinales. Nur noch eine Runde trennt den TSV vor dem Einzug ins Final-Four, wo dann Mitte Mai an einem Tag sowohl das Halbfinale als auch das Finale stattfinden werden. Erst einmal gilt es aber das Viertelfinale zu überstehen, das noch nicht terminiert ist. Der Gegner steht ebenfalls noch nicht fest, da noch nicht alle Spiele absolviert sind. Im Lostopf werden sicher sein: TV Münchberg (27:21 in Ingolstadt), Post SV München (27:26 in Schwabach), HaSpo Bayreuth (17:13 in Raubling/Rosenheim) sowie der TSV Weilheim, der nach dem freiwilligen Rückzug des TV Marktsteft kampflos in die nächste Runde gekommen ist.
Die Winkelhaiderinnen machen nach einem Abschlusstraining am Dienstag nur eine kurze Weihnachtspause. Nach einem Spinning-Fahrrad-Training am 27.12. wird normal weitertrainiert, da schon am 06.01.2007 mit dem gut besetzten Drei-Königs-Turnier in eigener Halle die nächste Herausforderung bevorsteht. Mit den starken Landesligisten HCD Gröbenzell, TSV Lichtenau und HC Sulzbach sowie dem verlustpunktfreien Führenden der BOL Unterfranken TV Etwashausen ist es Kardos gelungen ein interessantes Teilnehmerfeld auf die Bein zu stellen. Am 14.01.2007 folgt dann der Rückrunden-Auftakt beim TSV Unterhaching.
Aufstellung:
Sabine Huppert
Janine Wiesend
Bianka Turinsky
Konni Beck 5
Vroni Petzold 4/1
Barbara Purucker 3
Sandra Christlein 6
Christine Zimmermann 3
Nina Custovic 5/3
Sarah-Maria Wolf 2
Kathi Meier 3
Melli Krauß 1