Samstag/Sonntag, 24./25. Mai 2003

Hersbrucker Altstadtfreunde waren überrascht vom stattlichen Ganglabyrinth unter der Lauter Ortsmitte

Riesige Hohlräume unter dem Marktplatz

Neun Meter tief lagen die alten Sandstein-Bierkeller — Kein Beleg über Bauzeit, aber Hinweis auf die Zeit des Dreißigjährigen Krieges

HERSBRUCK — Eine stattliche Gruppe der Hersbrucker Altstadtfreunde fuhr nach Lauf, um sich von Baldur Strobel von den Laufer Altstadtfreunden durch das Labyrinth der Felsenkeller führen zu lassen, die sich unter den Häusern am Marktplatz befinden.

In einem Haus ging es eine steile Treppe hinunter in einen etwa fünf Meter hohen Kellerraum, aus wuchtigen Sandsteinquadern in Tonnenform gemauert, zirka sieben Meter breit und neun Meter lang. In den Archiven fand sich kein Beleg über die Erbauung. Eingeritzte Jahreszahlen lassen auf die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg schließen.

Die riesigen Hohlräume waren Bierkeller. Vielfach wurde nur von September bis April gebraut. Während das Winterbier recht rasch weggetrunken wurde, musste das Sommerbier fast ein halbes Jahr lang gelagert werden und haltbar bleiben. Dazu war ein großer Vorrat erforderlich, denn in den beißen Sommermonaten war der Durst besonders groß.

In den großen oberen Kellerraum wurde das Bier hergestellt. Es konnte hier in offenen Bottichen gären. Dann kam es in den darunter befindlichen Lagerkeller. Dort ruhte es im Faß bei Temperaturen von acht bis zehn Grad und blieb so haltbar.

Bis die alten, teilweise  zugeschütteten  Felsenkeller  unter dem Lauter Marktplatz  
wieder begehbar waren, gab es viel zu tun. Mitglieder und Helfer der Altstadtfreunde 
entfernten in Mühseliger Handarbeit Abfall und Auffüllmaterial

Die Altstadtfreunde  stiegen in die unteren Keller und waren sehr überrascht: Über neun Meter unter dem Marktplatz sind zirka zwei Meter hohe Kellerräume, die aus dem Sanden herausgehauen wurden. Alle zwei Meter ist eine quadratische Säule von einem Meter Kantenlänge geblieben, die die Decke trägt. So schaut man durch lange Säulereihen bis der Raum durch eine dünne Felsenmauer begrenzt wird. Doch es gibt Gänge von einem Kellerraum zum nächsten. Schnell verliert man die Orientierung.

Inmitten der Keller ist eine vertiefte Rinne, in der Wasser ablaufen konnte. Man kam an einige Schächte, in denen Wasser steht. Das Grundwasser reicht bis etwa 15 Zentimeter unter den Kellerboden, so dass man nicht tiefer graben könnte. Beim letzten Hochwasser stand auch in den Kellern an einigen tiefen Stellen das Wasser.

Lehrer Strobel hat mit seinen Schülern und Helfern der Altstadtfreunde schon viel in den Kellern gearbeitet und sie mit Kompass und Maßband genau vermessen. Er erfuhr, dass füher jeder Keller abgegrenzt war. Erst im Krieg wurden Durchgänge zu den Nachbarkellern geschaffen. Die Keller dienten somit als Luftschutzräume.

Nach dem Krieg wurden diese tiefen doppelstöckigen Kellerräume nicht mehr gebraucht, da überall die Kühlschränke Einzug hielten. Von den einst 76 Brauberechtigten In Lauf waren nur einige größere Brauereien übrig geblieben, die über eigene große Kellerräume verfügten. So wurden die untersten Keller mehr und mehr als Abstellräume und Schuttplätze benützt und nach und nach verfüllt.

Da unter jedem Haus au der Nordseite des Marktplatzes so ein doppelstöckiger Keller liegt, begann man mit dem Auf- und Ausräumen in der Mitte und arbeitete sich nach beiden Seiten voran. Viele Eimer voller Steine und Erde wurden herausgeschafft. Manchmal wurden auch die in der Mitte vorhandenen Eiskeller, die durch Wände und Türen abgeschlossen sind, befüllt, um die großen Gänge frei zu bekommen. 

Die Keller sind trocken und gut belüftet. An einer Stelle am Ende der kann man in der Wand folgende Inschrift lesen: "1629 PAULUS TRUMER MAURER  U STEINMETZ Lorentz der Anfang Thomas das End“. Der Keller scheint also 1629 am Tag des heiligen Lorenz begonnen worden zu sein und war bereits am  Thomastag (20.12.) fertig. Eine andere Inschrift lautet "1661 H.S.“. Unter dem Gasthaus "Schwarzer Bär“ befindet sich ein tiefer Brunnenschacht, an der Wand steht "Baldur Strobel 1659“. Auch im 19. Jahrhundert scheint noch an den Kellern gearbeitet worden zu sein, denn man liest "MSK 1817“. 

Der Vorsitzender Horst von Miller wies darauf hin, dass die Laufer Altstadtfreunde die fast vergessenen Keller zu einer viel begangenen Sehenswürdigkeit gemacht hätten, indem sie durch ABM-Kräfte den meterhohen Schutt wegräumen und eine neue Beleuchtung mit Hilfe der Stadt Lauf einrichten liessen. 
                                                                                                                         
                                                                                                        

HELMUT SÜß
 
 

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