Montag, 15. Dezember 2003

Unter rundem Turm schlummerte großes Bierdepot

Altstadtfreunde Hersbruck inspizierten Kellerraum unter dem Hof der Schlosserei Bock —20 Meter langer, tonnenförmiger Lagerraum

Jeder Hersbrucker kennt wohl das Anwesen der Schlosserei Bock zwischen Grabenstraße und Eisenhüttlein mit dem markanten halbrunden Turm. Doch die wenigsten wissen, dass darunter ein großer Keller liegt, der bis vor wenig Jahren als Bierdepot genutzt wurde. Foto: T. Kohl


HERSBRUCK - An einem trüben Herbstabend trafen sich die Hersbrucker Altstadtfreunde am Turm im Eisenhüttlein, um in den Hof der Schlosserei Bock zu gehen. Dort wartete bereits Schlossermeister Georg Bock mit einer Lampe. Vom Hof führte er die Gruppe die breite Kalksteintreppe in den großen KelIerraum hinunter.

Ein gemauerte wuchtige Mittelsäule trennt ihn in vier quadratische Teile, sehr hoch, mit festem Steinuntergrund. Hier war bis vor einigen Jahren ein Bierdepot, doch heute ist das unpraktisch, da man nicht mit einem Stapler auf- und abladen kann. Die Kästen wurden auf einem Roh- oder Förderband in den Keller geschafft, dazu waren immer zwei Mann erforderlich. Auch früher wurde hier schon Bier gelagert, damals aber nicht in Kästen oder Flaschen, sondern in Fässern. In den Treppen sind große Eisenringe eingemauert. Hier wurden einst Seile befestigt und dann konnten die Fässer leicht auf Rundhölzern in die Tiefe gelassen werden.

In Richtung Stadtmauer ging es in einen kleinen, tonnenförmig gewölbten Kellerraum, ebenfalls aus Kalkbruchsteinen gemauert. Er diente einst als Lagerkeller für Obst und Gemüse, denn er hatte einen Lehmboden, der diese Waren frisch hielt.

Gegenüber, direkt unter dem Wohnhaus der Familie Bock an der Grabenstraße, ist ein rund 20 m langer, tonnenförmiger Kellerraum, etwa 5 m breit und recht hoch. Am Fuß sind wuchtige Quadersteine aufgestellt, die das Gewölbe aus kleineren Steinen tragen. Sofort wurde gerätselt, ob diese von der einstigen Stadt-mauer stammen könnten. Der Keller rührt noch ein Stück weiter. Ein besonders hoher Kellerraum befindet sich unter dem ehemaligen „Bockenstadel“, den die Stadt in den 60er Jahren für die Handwerksschau des Hirtenmuseums erworben hat.

Der ehemalige Sparkassendirektor Munker erzählte, dass die Anwohner nach 1815 den Stadtgraben von der Stadt kaufen konnten. Und hier, ar dieser tiefen Stelle, wurde er nichl aufgefüllt, sondern ein tiefer Kellerraum errichtet. In Munkers Garten. westlich des Bockenstadels, wurde jedoch der Stadtgraben aufgefüllt, und zwar als nach 1870 die rechte Bahnlinie gebaut wurde. Da gab es günstiges Auffüllmaterial. Anfange war ja ein Bahnübergang in der Kellerstraße, später wurde aber die große Michelsberg-Unterführung gegraben und diese Erde diente zum Auffüllen des Stadtgrabens.

Der Keller und das Bocksche Haus wurden laut Häuserbuch 1862 von Joh. Gg. Wild errichtet, von dem Georg Leonhard Bock es 1876 kaufte. Das könnte schon der Holzhändler Bock gewesen sein. Das Haus kam dann in verschiedene andere Hände, bis es Georg Bock 1888 kaufte. Seit dieser Zeit sitzt nun ein Bock auf diesem Anwesen und Stadtrat Bock erwähnte stolz, dass er nun der vierte Georg Bock hier ist.

Anschließend ging die Gruppe zum Oberen Markt, wo Gastwirt Markus die Falltüre des Kellers seines Gasthauses zum Roten Ochsen geöffnet hatte. Der geräumige Kellerraum führt vom Gang unter die Wirtsstube und man kann durch das kleine Kartoffelfenster auf den Marktplatz sehen. Der Keller wird dann tiefer und führt noch unter den Gehsteig des Marktplatzes.

Etwas Ahnliches hatten die Altstadtfreunde schon vor einigen Monaten gesehen, als Georg Schmidt sie in seinen großen Keller unter der Drogerie Langguth geführt hatte. Ebenfalls ähnlich ist der Kellerraum des Nachbarhauses Oberer Markt 22, das die Inschrift trägt: Sewastian Schorbach 1576. Dieser Schorbach war Gastwirt und besaß das Haus von 1575 bis 1594. Auch hier, beim „Torbeck“, ein tiefer, hoher Kellerraum unter dem Hauptteil des Hauses, der sicher vor 1650 zur Bierlagerung diente. Beeindruckt verließ die Gruppe die Kellerräume und begab sich in den Gastraum des „Roten Ochsen" um dort den Abend ausklingen zu lassen. 

HELMUT SÜß

 
 
 
 

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