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Montag, 9. Januar 2017
 
Voller Geschichte

Altstadtfreunde präsentierten Eisenhüttlein in alten Bildern

HERSBRUCK - Das Eisenhüttlein und seine nahere Umgebung war bei den Altstadtfreunden Thema der siebten Präsentation alter Bilder von Hersbruck. Sie fand einen würdigen äußeren Rahmen im Hirtenmuseum, das ja gewissermaßen den Mittelpunkt dieser Ansammlung geschichtsträchtiger Häuser bildet, zu der auch der Gänsturm gehört, der heute Sitz der Altstadtfreunde ist.

Die Gruppe wurde von Ingrid Pflaum, der Leiterin des Hirtenmuseums, begrüßt. Der Name "Eisenhüttlein“ geht auf die bis etwa 1400 hier betriebene Verhüttung des in der Umgebung geschürften Eisenerzes zurück. Diese Unternehmung hatte zwar keinen langen Bestand, Weil die Verhüttung zu unrentabel war, der Name aber ist bis heute geblieben und allen Hersbruckern vertraut.


Eisenhüttlein
 
 Das Eisenhüttlein in den 20er Jahren mit Haus Nummer 5 im Vordergrund (links): der "Schmiebruck“, die zur Ruß’schen
Schmiede, einer von mehreren Hufschmieden in Hersbruck, gehörte.


Georg Hutzler, Vorsitzender der Altstadtfreunde, projizierte die Bilder auf eine Leinwand und ließ die Besucher erst einmal raten, um welches Gebäude dieses Stadtgebietes es sich jeweils handelt und aus welcher Zeit es stammen konnte. Beides war oftmals gar nicht so leicht herauszufinden und es entspann sich infolgedessen eine lebhafte Diskussion zwischen den Alteingesessenen über die Einzelheiten und genaue Datierung der früheren Besitzer.

Mehrere Besitzerwechsel

Die Geschichte des Hauses, das heute das Hirtenmuseum beherbergt, ist noch am besten bezeugt.Als Ackerbürgerhaus schon im Jahr 1524 errichtet, Wechselte es mehrmals den Besitzer, bis der Bäckermeister Holzmann das Anwesen 1908 erwarb. Die Holzmann Stube und der Dachreiter mit seinen Insignien hält das Andenken an ihn wach. lm Jahr 1926 gelang es der Stadt Hersbruck, das Haus von ihm zu erwerben, in dem dann 1933 unter der Leitung von Rudolf Wetzer das Hirtenmuseum seine Bleibe fand.

Das Bild von einem Hirten in der damals üblichen Tracht mit seinem Hirtenhorn war ebenfalls Gegenstand ausführlicher Erörterungen. Es wurde sogar eine Nachbildung dieses Blasinstruments gezeigt, dem Günther Euskirchen und Phil Sydenham noch einige Töne zu entlocken vermochten, was ganz offensichtlich gar nicht so einfach war.

   
Altstadtfreunde      Eisenhüttlein        
    Rege Diskussionen führten die Altstadtfreunde bei ihrer Bildpäsentation                            Das moderne Eisenhüttlein, wie es jeder Hersbrucker kennt.  
   
           mit alten Aufnahmen des Eisenhüttleins im Hirtenmuseum.                                                                              Foto.: privat/Münzenberg

 
Euskirchen erläuterte auch die Funktion des Hirtenhorns, nämlich der Verständigung der Hirten untereinander. Er erläuterte, dass die Schellen der Kühe in ihrer Tonlage aufeinander abgestimmt waren, sodass sich beim Austreiben und Eintreiben ein in sich stimmiges Klanggefüge ergab. Wenn dieses wegen Beschädigung einzelner Schellen nicht mehr gegeben war, wurde der Schellenrichter einberufen, um die Disharmonie zu beseitigen, sodass das Geläut wieder seinen harmonischen Klang bekam.

Teil der Stadtmauer

Der Gänsturm war ursprünglich als Rundturm konzipiert und, wie auch der benachbarte Baumeisterturm, Teil der damaligen Stadtbefestigung. Er hat mehrere Umbauphasen erlebt, bis er sein heutiges Aussehen erhielt. Alte Fotos und Zeichnungen des Gansturms und der benachbarten Häuser ließen sich zeitlich nur dadurch einigermaßen bestimmen, ob auf den Dächern schon Stromleitungen und an den Häuserecken die Gaslaternen von elektrischen Lampen ersetzt worden waren, das heißt, ob das Bild vor oder nach der Elektrifizierung Hersbrucks 1914 und der Flächendeckenden elektrischen Straßenbeleuchtung - etwa 1924 ~ anzusiedeln sei. In einigen der Häuser des Eisenhüttleins wurden in frühen Zeiten Farbbrennereien betrieben.

In der Braugasse und am Mauerweg hatten sich die beiden Fassbinder- oder Büttnerbetriebe, Dornauer und Vogel angesiedelt, die zur damaligen Zeit für Hersbruck wichtige Gewerbetreibende Waren. Die Metzgerei Geng, die im Haus Oberer Markt Nummer 12, nahe dem Eisenhüttlein, beheimatet war, wurde anhand der Firmenaufschrift an der Fassade leicht identifiziert. Unschwer einzuordnen war auch ein Konsum-Laden in dem Haus, das heute das Reformhaus und die Reinigungsfirma beherbergt.

Auch die Raiffeisenbank hatte ihre erste Niederlassung 1928 im Eisenhüttlein und zwar zuerst in dem Haus Nummer 13 neben dem Gänsturm, bis sie 1941 in das größere Haus Ecke Braugasse/Mauerweg umzog. Sie wurde mit einer Aufnahme der Schalterhalle aus den späten 60er Jahren vorgestellt.

Vielen Anwesenden war auch noch das Bekleidungsgeschäft Schwab in Erinnerung, in dem heute die "Bauwelt Franken“ logiert. Im Haus Nummer 12 wohnte eine für viele Hersbrucker buchstäblich lebenswichtige Person, nämlich die Hebamme Maria Regner, die einer ganzen Generation auf dem Weg ins Leben behilflich war. 

Ein eindrucksvolles Foto des Eisenhüttleins aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts zeigte im Haus Nr. 5 die "Schmiebruck“, die zur Ruß'schen Schmiede, einer von mehreren Hufschmieden in Hersbruck, gehörte. Unter diesem typischen Vorbau, wurden die Pferde angebunden, wahrend sie mit neuen Hufeisen beschlagen wurden.

Vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammte ein Kupferstich von "Herrspruck" rnit der Altensittenbacher Kirche und dem Michlsberg“ der noch deutlich die zur damaligen Zeit übliche Bedeutungsperspektive aufwies, als Gebäude, die für wichtig gehalten wurden, großer dargestellt wurden als die anderen.

Etwas außerhalb des Eisenhüttleins, zwischen Grabenstraße und Bahnlinie, lag das Wohngebiet der Kellerstraße. Dieter Striegler erzählte anschaulich, wie sich dort kurz nach dem Zweiten Weltkrieg der Alltag der Bewohner und der vielen Kinder gestaltete.

Typische Dachlandschaft

Eine letzte aktuelle Aufnahme vom Gänsturm in Richtung Rathaus zeigte eine Dachlandschaft, die in ihrem guten Erhaltungszustand als typisch für die mittelalterliche Gestaltung dieses Kleinstadtareals anzusehen ist.

Insgesamt gab ein Foto des Eisenhüttleins aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts ein recht harmonisches und in sich stimmiges Ensemble von ganz Verschiedenen Häusern wieder, deren Fassaden allerdings zur damaligen Zeit alle verputzt waren. Wer sich mit diesem Bild im Kopf heute dort unischaut, kann erkennen, dass der Gesamteindruck ziemlich gut erhalten geblieben ist. Natürlich gab es zu der Zeit, als die Modernisierungen und Umwidmungen der einzelnen Anwesen einsetzte, noch keinen offiziellen Ensembleschutz, trotzdem ist es gelungen, dieses Ambiente, vor allem durch die Freilegung der Fachwerke an den Giebeln einzelner Hauser, in seiner Geschlossenheit Weitgehend zu erhalten und ohne große Stilbrüche in unsere Zeit zu retten.

Zum Abschluss dankte Georg Hutzler der Hausherrin Ingrid Pflaum für die Gastfreundschaft und die Organisation des kalten Büffets, das für die Besucher bereitstand.
 GERDA MUNZENBERG






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