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Samstag, 14. Oktober 2017
  
Auf Luthers Spuren
  
Fahrt der Hersbrucker Altstadtfreunde zur Landesausstellung nach Coburg ;

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Ein Raum ziert Flugblätter Luthers.                                           Foto: SÜß

COBURG - Eine Gruppe interessierter Hersbrucker Altstadtfreunde machte sich auf den Weg nach Coburg, um die Bayerische Landesausstellung "Ritter Bauern, Lutheraner" zu besuchen.

Nach der Besichtigung des großartigen Marktplatzes mit dem Stadthaus im Stil der Spätrenaissance mit figurenbesetzten Giebeln und verzierten Erkern und dem gegenüberliegenden prächtigen Rathaus ging es auf die Veste. die sich als "fränkische Krone" mit ihren gewaltigen Mauem und Türmen über die Stadt erhebt.

Hier wurde 1530 Geschichte all der sächsische Kurfürst mit Begleitung von Philipp Melanchton und anderen und zum Reichstag nach Augsburg während der geächtete iund verbannte Martin Luther in der südlichsten Festung Kursachsens zurückbleiben musste.

Es ist allerdings keine bayerische Lutherausstellung, sondern es werden die Voraussetzungen. Hintergründe und Auswirkungen von Reformation und Gegenreformation gezeigt. Coburg wurde deshalb gewählt, weil hier Luther ein halbes Jahr lang eine "feste Burg" zu seinem Schutz hatte und doch Einfluss auf die Geschehnisse in Augsburg nehmen konnte. Dort wurde dem Kaiser das Bekenntnis der evangelischen Christen als Augsburger Konfession überreicht, in der Hoffnung. die Einheit der Christen zu erhalten.

Das größte Ausstellungsstück ist die Burg, in deren Räumlichkeiten etwa 300 Exponate in das Thema einführen. Die Schau gliedert sich in sechs Abteilungen. So wird im ersten Kapitel die stiändische Gesellaschaft vor 500 Jahren gezeigt: Der Klerus sorgte für religiöse Unterweisung und das Seelenheil der Menschen, der Adel garantierte Recht und Schutz und Bauer, Handwerker und Händler stellten die Vorsorfung mit Nahrungsmitteln und Sonstigen sicher. Doch die soziale Ungleichheit nahm zu. Nach Leben auf dem Land und in der Stadt dreht es sich um Ritter, Tod und Teufel. Ausgehend von Dürers gleichnamigem Stich werden das Leben und die Prachtentfaltung der Fürsten der Todesangst der Menschen gegenübergestellt.

Das vierte Kapitel der Ausstellung heißt "Bewahren und Verteidigen“: Luthers Tätigkeit auf der Veste Coburg 1530 steht hier im Mittelpunkt, während beim Reichstag in Augsburg die Protestanten ihr Glaubensbekenntnis dem Kaiser und dem Reichstag vorstellten. Diese Abteilung ist sehr interessant, weil hier Zeugnisse kirchlichen Lebens aus ganz Bayern ausgestellt sind: neben Altbayern mit Munchen als dem "Roma secunda“ sind es Bilder von Markgrafenaltären in Oberfranken, evangelischen Beichtstühlen, Wallfahrtsfahnen und Abendmahlskelche.

Als Objekt aus der Heimat machten die Altstadtfreunde den Beichtstuhl der evangelischen Pfarrkirche St. Helena zu Großengsee aus, der ein besonders prächtiges Beispiel ist. In einfacherer Form ist er in der Spital- und der Stadtkirche Hersbruck vorhanden, denn die Einzelbeichte war ja in der Reformation nicht abgeschafft worden.

Aus Amberg sind zwei Briefe Luthers ausgestellt. in denen er 1538 auf die Bitte des Amberger' Rats nach einem "christlichen praedicanten" antwortet. sowie der Liedertisch aus Solnhofer Kalkstein. Auf ihm sind Wappen. die Wochentage mit Planeten. die Namen und Wappen von Ratsherrn und Bürgermeistem. chrlstliche Sinnsprüche und im äußersten Kreisring sind in zwölf, die Noten und der Text einer "sechsstimmigen Motette" geätzt. Dazu erklingt die Motette und gibt einen Eindruck von der hohen Musikalität des 15. Jahrhunderts .
HELMUT SÜß


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